Was riecht hier so chemisch?

Aus Spanplatten kann Formaldehyd  ausgasen.
Aus Spanplatten kann Formaldehyd ausgasen.Unsplash (Neven Krcmarek)
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Neue Möbel können dem Raumklima zusetzen.

Kopfschmerzen, Unwohlsein, Binde- und Schleimhautreizungen sind typische Symptome, mit denen sich Verbraucher bei Peter Tappler melden, wenn sie das Gefühl haben, dass sie die Luft zu Hause nicht (mehr) vertragen. Der Gerichtssachverständige leitet das Wiener Labor der IBO Innenraumanalytik OG. „Es gibt verschiedene, auch geruchlose Wohngifte in Möbeln, die die Innenluft belasten können“, sagt er. Meist handelt es sich um flüchtige organische Verbindungen aus Lösungsmitteln, die sich innerhalb einiger Wochen wieder verfliegen. Daher lautet für Tappler die erste Regel: Geduld. „Wenn man etwas Neues kauft, das Gerüche entwickelt, wartet man zwei bis vier Wochen, lüftet in dieser Zeit gut, danach kann man beurteilen, ob wirklich ein Fehler vorliegt. Sind der Geruch oder das Gefühl von schlechter Luft nicht verschwunden oder treten gesundheitliche Beschwerden auf, sollte man tätig werden.“

Während Schimmelgeruch andere Ursachen hat – wie falsches Lüften in (zu) gut abgedichteten Neubauten oder dauernasse Pflanzentöpfe –, lässt sich ein chemischer Geruch häufig auf Butylacetat in Möbellacken zurückführen. „Dieser typische Möbelneugeruch wurde früher sogar als Zeichen des Fortschritts wahrgenommen. Heute weiß man, dass er nicht nur störend ist, sondern auch gesundheitliche Probleme auslösen kann“, sagt Tappler. Bei für Innenräumen untypischen Gerüchen springt das Warnsystem des Körpers an. Zu den Gerüchen können auch schwerflüchtige Stoffe wie Holzschutzmittelinhaltsstoffe, polychlorierte Biphenyle und PAK kommen, die sich über Jahrzehnte in der Raumluft verbreiten, oder aber das Reizgas Formaldehyd. Experten empfehlen, sich besser mit gewachsten oder geölten Vollholzprodukten einzurichten. Bestimmte Zimmerpflanzen können darüber hinaus als Luftreiniger helfen. Auf Schadstoffabsorption spezialisiert sind Birkenfeige, Efeutute, Strahlenaralie und Gerbera, sie filtern auch Formaldehyd. Kontraproduktiv wirkt der Heimdschungel aber, wenn er nicht richtig gepflegt, respektive zu tropisch gehalten wird. Bildet sich durch Staunässe ein weißer Pelzbelag auf der Erdoberfläche, sollte man die Pflanze (mit Blähton) umtopfen oder aussiedeln. Die Pilzsporen gelangen in die Raumluft und werden über den Atemtrakt aufgenommen. Wer hartnäckige Probleme wittert, kann diese untersuchen lassen. Will man sein Heim zum Beispiel auf flüchtige Substanzen und Formaldehyd überprüfen lassen, ist allerdings mit Kosten von 400 bis 600 Euro zu rechnen.

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