Donau City: "Hilflose Gesten" Fortsetzung folgt

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Die Zukunft hat's auch nicht immer leicht. „In Zukunft: Wien“ rief es vor Jahren von den Broschüren der hiesigen Stadtplanerei.

„Wien! voraus“ heißt es, seit sich dieselbe Agenda unter Vizebürgermeisterinnen-Ägide zum „Zukunftsressort“ gewandelt hat. Und irgendwie wird man den Verdacht nicht los, dass der Verweis auf ein glorreiches Futur das nicht ganz so glorreiche Präsens vergessen machen soll.

Freilich, es hilft ja nix: Noch jede wunderbare Zukunft ist irgendwann Gegenwart geworden, und sei es auch als ihre eigene Travestie. Womit wir in Wiens Donau City wären. Was haben wir uns nicht alles von der Überbauung der Donauuferautobahn nächst der Reichsbrücke versprochen. „Wien an die Donau“ lautete die Devise, und viel war von einem neuen urbanen Mittelpunkt für das rasant wachsende Transdanubien die Rede. Resultat: „Das abschreckende Beispiel einer beliebigen Ansammlung von Hochhäusern mit einer Unwirtlichkeit der öffentlichen Räume, die ihresgleichen sucht.“ So der Befund des Wiener Architekturpublizisten Otto Kapfinger, der nur in einem Punkt zu ergänzen wäre: Diese Unwirtlichkeit sucht nichts und niemanden, am allerwenigsten solche wie sich selbst.

Interessant ist der Ort, an dem Kapfinger seine unzweideutige Einschätzung äußert: nämlich in einer jenem Adolf Krischanitz gewidmeten Monografie, der einst, Anfang der 1990er, gemeinsam mit Heinz Neumann für den – zu Recht gepriesenen – Masterplan der Donau City verantwortlich war. Krischanitz bekennt auch frank und frei, wieso es kam, wie es unter hiesigen Planungsgegebenheiten womöglich kommen musste: Das offene Spiel, das der Masterplan anstrebte, mutierte in Händen einer auf Gewinn zielenden Entwicklungsgesellschaft „zur reinen Willkür“. Und: „Schließlich kam es, und kommt es noch immer, zu hilflosen Identitätsgesten durch Errichten von Hochhäusern.“ Fortsetzung folgt, gleich jenseits der Reichsbrücke, 150 Meter hoch. Und sie hat auch schon einen Namen: Danube Flats.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2015)

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