Für Garderobe wird keine Hoffnung übernommen

(c) Clemens Fabry
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Von "Tschüss Gott" bis zum Körpersprachfehler: Über Verhörer, Verleser und Verdenker.

Hat die Verkäuferin sich gerade wirklich mit „Tschüss Gott“ verabschiedet? Vielleicht spielt sie ja gern mit Sprache, vielleicht lassen aber auch die Ohren langsam nach. Schon ein kürzlich mitgehörter Dialog hat diese Frage aufgeworfen: „Schönen Tag noch“ „Danke, notfalls.“ Wobei, manche Verhörer schaffen ja gleich eine neue Dimension. Denken wir etwa an die Generation Hutbürger. Weg ist er, der Furor über was auch immer. Hauptsache, das Haupt ist bedeckt. All den Zorn kann man dann ja auf der Wutablage abstellen, gleich neben dem Wackeldackel. Den kennen Sie noch, oder? War mal sehr in Mode. Hinten im Auto ist er gesessen und hat im Rhythmus der Straße unter ihm genickt. Ein guter Zuhörer, eigentlich. Denn will man etwas erzählen, gibt es nichts Lästigeres als Menschen, die die Erzählung unterbrechen und irgendetwas aus ihrem eigenen Leben anbringen wollen. Allerdings sinkt der Grad seines zustimmenden Nickens auf null, sobald das Auto etwas länger steht. Und in der Wohnung braucht man es gar nicht erst zu versuchen.

Aber jetzt sind wir vom Thema abgeschweift. Verhörer kann man nämlich auch verlesen. „Für Garderobe keine Hoffnung“ zum Beispiel. Auch von Verschmeckern wird gelegentlich berichtet – wenn etwa jemand vor einer besonders kleinen Chilischote steht, nach vorn gebeugt wie vor einem Kinderwagen und begeistert aufschreit: „Oh mein Gott, die ist aber süß!“ Aber gut, solange es nicht zu Verdenkern kommt. Etwa mit der Frage, ob man bei einem Pudel den Kern mitessen kann oder ihn ausspucken muss. Nicht zuletzt kann es auch bei der nonverbalen Kommunikation Missverständnisse geben – wenn jemand zum Beispiel dem anderen anbietet, als Erster durch die Tür zu gehen, doch im gleichen Moment selbst losmarschiert. Klassischer Körpersprachfehler. In diesem Sinne: Tschüss Gott!

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2017)

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