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So neu, dass nichts zu sehen ist: Wiens Luftgemeindebau

(c) Wolfgang Freitag
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Was ein Wahlversprechen des Jahrs 2015 mit einer Brache am Laaer Berg zu tun hat.

Der Jazzer Franz Koglmann tut es. Der Schriftsteller Erwin Riess tut es. Und einer der beiden Autoren des Bandes „Im Gemeindebau“, der Journalist Uwe Mauch, tut es auch: Er wohnt, eben, im Gemeindebau. Was Mauch gemeinsam mit Koautor Franz Zauner, seinerseits in einem Gemeindebau aufgewachsen, dazu motiviert hat, andere Gemeindebaubewohner zu porträtieren, „um die verlorene Ehre des kommunalen Wohnbaus zu retten“. Von der Jungarchitektin im Rabenhof über die Mieterbeirätin am Roten Berg bis hin zum vormaligen Obdachlosen, der sich von ganz unten wieder in eine solide Einser-Stiegen-Existenz hinaufgerappelt hat.

An die gemeindebauliche Ehre freilich, an die glaubt, scheint's, nicht einmal mehr die Gemeinde Wien. Jedenfalls nicht genug, dass sie sich nicht aus ihren einschlägigen Aktivitäten 2004 zurückgezogen hätte. Ausgerechnet zur selben Zeit, da in Wien der Mangel an „leistbarem Wohnraum“ politisch allseits Sonntagsreden zu füllen begann.

Doch siehe, wenig mehr als zehn Jahre später zog denn auch die Wiener SPÖ mit dem Slogan „Wir bauen wieder neue Gemeindewohnungen“ in einen Gemeinderatswahlkampf. Ein erstes Bauvorhaben war rasch zur Hand: Weit draußen, zu Oberlaa, in der Fontanastraße, sollte die wortreich beschworene Tradition des Roten Wien fortgeführt werden.

Und dann? Nix dann. Wer sich heute, weitere zwei Jahre später, an nämlicher Adresse umtut, findet: einen Bauzaun, ein Verkehrsschild „Baustelle“, ein paar Reste der hier einst situiert gewesenen AUA-Zentrale – und rundum eine Brache von nachgerade berückender Unberührtheit. Was soll's? Mögen andere vielleicht Luftschlösser bauen – du, glückliches Wien, baust eben Luftgemeindebauten!

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2017)

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