Vom Small Talk in den definierten Freizeitzonen für Kinder und Hunde.
Nicht, dass man als kinderloser Mensch besonders oft auf Spielplätzen herumlungert. Aber eine gewisse Ähnlichkeit lässt sich als Mensch mit einer ausgeprägten Hunde-Sympathie aus der Ferne feststellen: zwischen Besuchern von Kinderspielplätzen und Hundezonen nämlich. Irgendwer will immer Small Talk führen: Da wird gefragt, wie der Kleine heißt, gelobt, was er alles schon kann, und überhaupt – wie alt ist er? Der eine verträgt kein Gluten, die andere will das Spielzeug nicht teilen, und am Ende liegen alle im Gatsch. Dann gibt man sich noch ungebeten Erziehungstipps.
Ein Beweis dafür, dass ich mit meiner Feldstudie nicht komplett falsch liegen kann, ist Kollege S.: Er pflegt nämlich mit Babys genauso wie mit Haustieren zu sprechen: sehr hoch, sehr lieblich – und mit leicht schief angelegtem Kopf. Wobei, das kommt auch in späteren Jahren vor: Meine Mutter, die gerne sämtliche Namen von nahen Verwandten situationselastisch verwendet und verwechselt, hat mich schon einmal mit dem Namen des Familienhundes gerufen.
Spätestens sobald der Nachwuchs aber zurückreden kann, wird die Sache ohnehin komplizierter als bei Haustieren. Als mich meine Nichte im Vorschulalter in Wien besuchte, und ich mit ihr essen war, fragte sie am Ende des Kurztrips bestürzt: Wieso kannst du nicht kochen? Ihr Bruder stellt hingegen während der Mahlzeiten gerne unvermittelt Fragen wie: Müssen wir irgendwann alle sterben? Oder: Haben Insekten ein Herz?
Zweiteres musste ich übrigens später erst googeln. Das Ergebnis: Sie besitzen einen kontraktilen Teil im Abdomen, der die Hämolymphe in den Körper pumpt und entsprechend Herz (nach caudal geschlossen) genannt wird, erklärt mir Wikipedia. Nur falls Sie Gesprächsstoff brauchen, für die Unterhaltungen am Spielplatz. Oder in der Hundezone.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2017)