Mein Samstag

Advent mit Klößchen

(c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Bei uns daheim war es im Advent schon besinnlicher.

Das Kind hört nämlich gerade eine meiner alten Lieblingshörspielserien rauf und runter: „TKKG“. Erinnern Sie sich? Das sind vier Jugendliche – Tim, Karl, Klößchen und Gaby –, die allerlei Verbrechen lösen. An Tagen, an denen wir sonst besinnliche Weihnachtslieder (plus das weniger besinnliche, aber umso beliebtere „In der Weihnachtsbäckerei“) hören würden, legt das Kind nun gern „TKKG“-Abenteuer ein. Es kann also vorkommen, dass die Kerzen auf dem Adventkranz brennen und Tim und seine Freunde gerade böse Gangster mit knarzigen Stimmen jagen oder ein „Mordkomplott im Luxus-Klo“ (so der Titel einer Folge) wittern. Jawohl, Mordkomplott. In „TKKG“ geht es ziemlich wild zu, ständig wird jemand entführt oder eingesperrt, hin und wieder ist gar von Mordmotiven die Rede. Das Gute: Die deutsche Sprache hat für Kapitalverbrechen viele Synonyme, es werden Menschen „um die Ecke gebracht“, womit Zweitklässler überhaupt nichts anfangen. Denn Kinder in dem Alter nehmen alle Redewendungen wortwörtlich: Wenn also die alte Tante um die Ecke gebracht werden soll, stellt sich das Kind, so meine starke Vermutung, vor, dass irgendwer die Dame die Straße runter führt und dann mit ihr rechts um die Ecke biegt.

Überhaupt ist „TKKG“ voller schrecklicher deutscher Phrasen („auf die Schippe nehmen“, „Sie hat mir eine geschallert“), die das Kind weder kennt noch versteht, die Geschichten aber trotzdem liebt. Weihnachtlicher ist es dadurch bei uns daheim zwar nicht geworden, aber vielleicht tut so ein bisschen Hörspielkrimi als Ausgleich zu dieser überladenen, kitschigen Zeit ganz gut. So wie man zwischendurch auch ein fettes Käsebrot essen muss, um dem Magen einen Ausgleich zu dem ganzen Kekswahnsinn zu bieten.

Vielleicht liegt es an „TKKG“, dass ich heuer noch kein einziges Mal „Last Christmas“ gehört habe. Oder daran, dass mich noch kaum Kaufhausbeschallung ereilt hat, weil ich noch so gut wie keine Geschenke besorgt habe. Dabei ist morgen schon der dritte Advent. In diesem Sinne: Ein stressfreies Wochenende!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2017)

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