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#Metoo: Die Oscars könnten der Höhepunkt werden

Die Oscarverleihung, eine der prestigeträchtigsten Veranstaltungen der Welt, steht traditionell jedes Jahr im Zeichen eines großen Themas.

Vergangenes Jahr war es die gerade erst begonnene Präsidentschaft von Donald Trump, im Jahr zuvor die Kontroverse darüber, ob afroamerikanische Schauspieler in Hollywood genug Wertschätzung erfahren. Anlass war ihre komplette Nichtberücksichtigung bei den Nominierungen.

Zweifellos wird die nächste Verleihung am 4. März von den vielen Missbrauchsvorwürfen gegen Produzenten, Regisseure und Schauspieler dominiert werden. Der Abend könnte sogar zum Höhepunkt dieser Diskussion werden. Wie vor zwei Jahren, als der dunkelhäutige Moderator Chris Rock („Kindsköpfe“) mit einer differenzierten, witzigen und intelligenten Begrüßung weltweit für Aufsehen sorgte. Eine derart kritische, deutliche und zugleich selbstironische Rede hatte kaum jemand erwartet. Interessanterweise bedeutete sein Auftritt nicht nur den Höhepunkt, sondern auch das Ende der Diskriminierungsdebatte. Von heute auf morgen sprach niemand mehr darüber. Vielleicht, weil Chris Rock ohnehin schon alles gesagt und jedem Standpunkt genug Platz eingeräumt hatte.

Nun kann man das damalige Thema nicht mit den aktuellen Vorwürfen vergleichen, aus verschiedenen Gründen. Dem Moderator der nächsten Oscarverleihung kommt dennoch eine unglaublich wichtige Bedeutung zu. Bereits seine Bestellung wird eine symbolträchtige Entscheidung sein. Eigentlich ist, wie schon vergangenes Jahr, Comedian Jimmy Kimmel vorgesehen. Sollte er aber durch eine Moderatorin ersetzt werden, um ein Zeichen zu setzen, wäre das alles andere als eine Überraschung. So oder so wird die ganze Welt gespannt auf die Begrüßungsworte im Dolby Theatre in Los Angeles warten. Denn sie gelten quasi als die offizielle Reaktion Hollywoods auf die Missbrauchsvorwürfe. Was für eine Verantwortung. Aber auch eine Chance. Chris Rock hat sie genutzt. Mit einem Statement für die Ewigkeit.

E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2017)

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