Eine Jean ist keine Jeans, und Reißverschlüsse reißen nicht

Symbolbild
Symbolbild(c) REUTERS (Mike Blake)
  • Drucken

Es ist widersinnig, eine einzelne Hose mit Plural-s zu versehen. Man sagt ja auch nicht ein Pullovers.

Ich weigere mich, zu einer Hose Jeans zu sagen. Das Plural-s ist widersinnig, und nur weil die englische Logik ein einzelnes Kleidungsstück als Plural ausgibt, muss man da ja nicht mitmachen. Man trägt schließlich auch nicht einen Pullovers, nur weil er zwei Ärmel hat. Auch der Begriff Reißverschluss führt in die Irre. Schließlich steht Reißen für gewaltsames oder zumindest sehr ruckhaftes Ziehen – was den Verschluss mittelfristig kaputt macht. Umgekehrt muss man bei einer Knopfleiste an der Hose sehr wohl ruckartig reißen, um die Knöpfe aus ihren Löchern zu holen. Was zum Dilemma führen kann, dass man beim Umstellen von Knopf- auf Reißverschluss heftig am Hosenbund reißt und damit – reißerisch gesprochen – den Reißverschluss aus dem Hosenlatz reißt. Umgekehrt hat bei diesem Umstieg aber auch das Schließen der Hose seine Tücken. Nach jahrzehntelanger Übung mit der Levi's 501 weiß man, dass, wenn beim Zuknöpfen der oberste Knopf der Knopfleiste geschlossen wird, die Hose zu ist. Schließt man nach dem Toilettengang den obersten Knopf einer Hose mit Reißverschluss, macht das Gehirn das gewohnte Abschlusshakerl – und die Hosentür bleibt offen, bis man irgendwann zufällig die Zugluft bemerkt.

Dass das durchgehende Schieben des Schiebers, mit dem die Krampen des Verschlusses ineinandergehakt werden, zum Begriff Reißverschluss geführt hat, ist jedenfalls unlogisch. Aber vermutlich sagen Sie ohnehin Zippverschluss. Das ist übrigens onomatopoetisch, also lautmalerisch. Wenn es beim Schließen der Hose ein schrilles Geräusch gibt, als würde ein Objekt durch die Luft fliegen, darf man also annehmen, dass man keine Knopfleiste hat, sondern einen Zipp. Und auch keinen Zipps, auch wenn das Leute, die zu einer Jean Jeans sagen, vermutlich logisch finden würden.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.