Dornröschens Prinz muss aus Bayern gewesen sein

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Symbolbild(c) Clemens Fabry
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Dem Lehrplan ist es zu verdanken, dass für kurze Zeit Märchen im Mittelpunkt stehen, obwohl die Schüler dem Vorlesealter schon länger entwachsen sind.

Nicht altersgerecht zu lesen, bringt oft verblüffende Erkenntnisse. Das trifft auch zu, wenn man Jahre später Lieblingsbücher aus der Teenagerzeit in die Hände bekommt, sie lesen sich anders, aber sie machen immer noch etwas mit einem. Manchmal auch nur traurig, wenn einen das, was damals aufgewühlt hat, nun eher kaltlässt.

Die Märchen jedenfalls haben zu unterhaltsamen Gesprächen geführt, Dornröschen etwa. Wenn, sagt der eine, die schlafende Prinzessin sowieso nach 100 Jahren aufgewacht wäre, was bildet sich dieser Prinz eigentlich ein? Er war ja nur zufällig jener, der zum Kuss kam (und in Folge zu Hochzeit und so weiter), da ist nichts heldenhaft, er hat sich nicht einmal die zarten Hände an den Dornen zerkratzen müssen, die wichen schließlich von selbst zurück.

Beim Rumpelstilzchen empört sich der andere, wie alles an den Haaren herbeigezogen sei, aus Stroh wird Gold, geh bitte. Das kleine, seltsame Männchen selbst wird dafür kommentarlos hingenommen. Je näher an der Realität, desto märchenhafter ist das Märchenhafte, während das völlig Absurde weniger irritiert. Das ist offenbar der intensiven „Star Wars“-Schulung der vergangenen Jahre zu verdanken.

Was aus der Märchenstunde übrig bleibt, ist die Bedeutung des Zufalls, für Fußballfans ohnehin ein Lebensthema. Wann ist es Zufall, wann ist es Glück, das man sich quasi erarbeitet hat, als Tüchtiger? Aber grundsätzlich haben es immer die anderen und die Bayern, wobei, die dürfen das haben, das gehört zum Mythos dazu.

Wir hingegen haben das Glück, dass der Bus immer dann außerplanmäßig schnell kommt, wenn alle zu spät dran sind. Langschläfermasel, sozusagen, auch hart erarbeitet.

E-Mails an:friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2018)

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