Am Wiener Neustädter Kanal locker Richtung Adria radeln

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Eine abwechslungsreiche und familientaugliche Strecke zwischen Wien und Wiener Neustadt.

„Ein bisschen?“ So fragte mit einem freundlich mitleidigen Lächeln eine Kollegin zurück, als wir uns neulich über die Vorteile des Radfahrens als sportlicher Betätigung unterhielten. Ich hatte ihr gesagt, dass man es ja nicht so zu übertreiben brauche wie ich, der ich bei meinen Unternehmungen manchmal ein bisschen verrückt sei. Wenig später wollte dann auch noch ein Kollege einen „normalen“ Tipp für einen Radausflug mit seinen Buben, keinen mit hunderten Höhenmetern.

Botschaften verstanden. Den Wiener Neustädter Kanal von Wien an seinen Anfang zu radeln ist vielleicht ein passender Vorschlag. Es gibt keine nennenswerten Steigungen, nur manche kurze Anstiege und Abfahrten, wenn es gilt Straßen, Leitungen oder Schienen zu überqueren oder unterfahren. Viermal führen Kanal und Radweg sogar quer über andere Fließgewässer, darunter die Schwechat.

Der erste Blick auf den Kanal, von Wien aus kommend in Laxenburg
Der erste Blick auf den Kanal, von Wien aus kommend in LaxenburgBenedikt Kommenda
Schon bald wirkt der Kanal leicht verwildert
Schon bald wirkt der Kanal leicht verwildertBenedikt Kommenda
Wenig später ist er aber in einem gemauerten Bett
Wenig später ist er aber in einem gemauerten BettBenedikt Kommenda
Eine Industrieruine in Guntramsdorf
Eine Industrieruine in GuntramsdorfBenedikt Kommenda
Dank einer speziellen Brücke überqueren der Kanal und der Radweg die Schwechat
Dank einer speziellen Brücke überqueren der Kanal und der Radweg die SchwechatBenedikt Kommenda
Die Brücken aus dem 19. Jahrhundert sind denkmalgeschützt
Die Brücken aus dem 19. Jahrhundert sind denkmalgeschütztBenedikt Kommenda

Man erreicht die Strecke über den Laxenburg-Radweg – den ich vom Bahnhof Liesing kommend etwas zu umständlich ab Inzersdorf befahren habe – und folgt dann immer den Pfeilen „EuroVelo 9“ (natürlich nicht bis an die Adria). In Laxenburg beginnt dann der Sichtkontakt zu jenem Kanal, der im 19. Jahrhundert ein wichtiger Transportweg war. Heute mag man angesichts vieler Engstellen und Schleusen gar nicht mehr glauben, dass hier einst Kohle, Ziegel und Holz flussabwärts nach Wien gebracht worden sind. Zu sehen ist alles von alten Industrieruinen und neuen -gebieten über Wohnhäuser, die Südautobahn, kleine Flughäfen, einen Truppenübungsplatz bis zu manch verwildertem Ufer.

Am Ziel angekommen – nach rund 50 Kilometern locker in drei Stunden, liebe Kollegen – führt ein Radweg entlang der Warmen Fischa bis zur Südbahnstrecke, also zum Bahnhof. In Regionalzügen kann man das Rad dann zurück nach Wien mitnehmen. Man könnte natürlich die Aktion auch umgekehrt anlegen und mit der Bahn nach Neustadt fahren. Oder hin und zurück mit dem Rad, aber dazu müsste man bisschen verrückt sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2018)

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