Einkaufen ohne Kind

Das Kind urlaubt gerade bei den Großeltern, was mir ungeahnte Freiheiten verschafft. Also nicht, dass ich jetzt nächtelang durchfeiere. Ich gehe in Ruhe einkaufen. Spar, DM und so.

Das ist nicht selbstverständlich, denn mit einem Volksschulkind macht das Alltags-Einkaufen sowas von keinem Spaß, weil es Kindern in dem Alter sowas von keinen Spaß macht. Mit acht Jahren jagen Kinder nicht mehr im Affentempo die Miniatur-Einkaufswagerl durch die Gänge. Noch länger vorbei (zum Glück) auch die Phase, in der das Kleinkind bei der Kassa auf dort perfide positionierte Überraschungseier besteht, deren Nicht-Kauf mitunter dazu führt, dass man das Kind wütend schreiend am Boden wiederfindet. (Übrigens: Den Tipp vieler Erziehungsratgeber, man solle sich als Elternteil dann einfach genauso auf den Boden schmeißen wie das Kind, habe ich schon oft gelesen, aber leider noch nie beobachtet.)

Durch das viele Umschauen in Geschäften fallen einem Dinge auf, die man sonst nicht beachtet hätte. Fasziniert hat mich etwa das „Klimazonenbett“. Das ist genau genommen kein Bett, sondern nur eine Bettdecke, aber immerhin bekommt man für 14,99 Euro gleich mehrere Klimazonen mitgeliefert. Welche genau, wird leider nicht erklärt, weshalb ich vom Kauf wieder absah. Man will sich ja nicht leichtfertig eine subtropische oder polare Klimazone ins Schlafzimmer holen.

Noch viel ratloser lässt mich aber die Strumpfhosenabteilung zurück. Von so einem Nylonteil wird heutzutage beinahe Unmenschliches verlangt: Einfach nur blickdicht reicht nicht mehr, um im Regal aufzufallen. Die eine verspricht „leichte Beine“, die andere ruft einem ein „Goodbye Laufmasche“ entgegen, bietet aber dafür nicht „Bauch Beine Po 20“ (20?) an. Braucht man das, wenn man schon das Modell „Fit in Form“ trägt? Völlig unklar ist auch, welche Synergien das Modell „Synergy“ zu nutzen gedenkt. Überfordert stehe ich da, bis mir einfällt, dass es jetzt eigentlich eh zu warm für Strumpfhosen ist. Wieder eine Viertelstunde Lebenszeit vertan. Wäre mit Kind an der Hand so nicht passiert. Gut also, dass das Kind bald heimkommt.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2018)

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