Stadtbild: Ein Denkmal – und wo bleibt eigentlich die Pflege?

Nur mehr vom Efeu zusammengehalten? Wasserturm, Währing.
Nur mehr vom Efeu zusammengehalten? Wasserturm, Währing.(c) Wolfgang Freitag
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Vor der Hochquellenwasserleitung: Wiens vormärzliche Wasserversorgung und was davon blieb.

Manchmal muss man sich ein Stück weit wegbewegen, um dem Eigenen näherzukommen. Das braucht gar keine große Reise zu sein, da können schon – sagen wir – 100 Kilometer genügen, beispielsweise eine Fahrt von Wien nach Kaiserbrunn, ans untere Ende des Höllentals, woselbst sich neben Naturschönheiten raxischer und schneebergischer Art vor allem eines findet: das Wasserleitungsmuseum der Stadt Wien samt dem historischen Ausgangspunkt der Idee, Wien aus dem Gebirge mit Wasser zu beschicken – der Kaiserbrunnquelle.

Die allein ist schon einen Besuch wert, noch mehr die im ehemaligen Wohnhaus des lokalen Wasserleitungsaufsehers untergebrachte Ausstellung, die im Verein mit dem Informationsfilm, in einem weiteren Gebäude nebenan gezeigt, auch nachdrücklich daran erinnert, woher Wien vor Bau der beiden Hochquellenverbindungen das unabdingbare Hazweioh bezog – namentlich an die Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung. Immerhin mehr als 30 Jahre lang wurde die rasch wachsende Metropole um die Mitte des 19. Jahrhunderts über diese Anlage versorgt, mit Wasser aus dem Donaukanal, solchermaßen freilich auch mit Cholera- und Typhusepidemien, die einen Wasserbezug aus buchstäblich besseren Quellen alsbald dringlich nahelegten.

Ein letztes Stück des nicht gerade glückreichen Projekts hat sich bis in unsere Zeit erhalten: der Wasserturm im heutigen Anton-Baumann-Park. Wobei „erhalten“ fast zu viel gesagt scheint: Hier, nächst der U6-Station Michelbeuern-AKH, lassen sich weniger die Meriten hiesig-vormärzlicher Zweckarchitektur als die schönsten Stadien des Verfalls studieren. Und es fehlt nicht viel, dass man meinen könnte, das Gemäuer werde ohnehin nur mehr vom Efeu zusammengehalten, der sich tapfer an den bröselnden Verputz klammert. Denkmalpflege, ernst genommen, sieht anders aus.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2018)

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