Oberschienensalat mit Koksmilch und Sneakers

Wer bei Altbaucharme ein solches Bild vor Augen hat, liegt knapp daneben.
Wer bei Altbaucharme ein solches Bild vor Augen hat, liegt knapp daneben.(c) APA (ROLAND SCHLAGER)
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Denken Sie beim Wort Altbaucharme an Hände, die aus dem Abdomen eines Senioren kommen?

Mit Essen spielt man nicht. Aber mit Sprache darf man. Die Internetdomain eines Wiener Restaurants (www.zuminder.at) hat zum Beispiel humoriges Missverstehenspotenzial – gehen wir zum Inder oder ist dir das zu minder? Zugegeben, das ist schon etwas für Feinspitze, die etwa bei Schweinelendchen die Assoziation mit einem bemitleidenswerten kleinen Paarhufer haben. Die bei Schafselchfleisch an die ungewöhnliche Paarung eines Mutterschafs mit einem nordischen Hirsch denken. Und das vermeintlich gegenderte Hühnerinnenfilet ist sowieso schon Legende. Ein bisschen holprig ist das Mietzentrum, das mitnichten eine besonders große Katze bezeichnet. Sehr charmant wiederum ist es dagegen, wenn man beim Lesen des Wortes Altbaucharme nicht an Flügeltüren und eine Deckenhöhe von 4,50 Metern denkt, sondern aus dem Abdomen eines Senioren Hände winken sieht.

Das hat mit Essen eigentlich nichts mehr zu tun, aber auch da gibt es noch ein paar hübsche Spielereien. Etwa bei der Frage, wie man Schweinsgulasch zu Rindsgulasch macht. Nun, den Teller umdrehen – dann rinnt's Gulasch. Ja, geschrieben funktioniert der nur halb so gut. Dafür könnte einem bei Oberschienensalat das Herz aufgehen. (Sagen Sie niemals Melanzani zu ihnen!) So wie auch bei einer Eissorte, die nach dem Schokoriegel Sneakers benannt ist. Oder einem Eintrag in der Speisekarte eines Asia-Restaurants, dass etwas mit Koksmilch zubereitet wurde. Hingegen ist offenbar noch niemand auf die Idee gekommen, auf einer Schaukel Wein auszuschenken und ihn als Hutschachtel anzupreisen. Tatsächlich zu lesen gab es allerdings die Stellenanzeige eines Lokals ums Eck, handgeschrieben ins Fenster geklebt: Kellerin gesucht. Übrigens, mögen Sie Musik? Dann kennen Sie sicher die Bärbel. Nicht? Nun, ihr größter Hit war „Smoke on the water“. . .

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2018)

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