Kein Dreh, kein Trink

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Als ich klein war, gab es drei strikte Verbote.

Nicht mit fremden Menschen mitgehen. Kein Coca Cola trinken, weil sich in Cola – je nach Legende – Zehn-Groschen-Münzen oder Rindsknochen auflösen. (Das Colaverbot wurde gelegentlich im Gasthaus in der Variante Spezi aufgehoben. Unglücklicherweise verbunden mit der Bitte, der Kellner möge das Getränk mit dem Bierwärmer erwärmen!) Das dritte Verbot aber war das Schlimmste: Es betraf das damals coolste Getränk auf dem Markt: Dreh&Trink. Unter den Eltern unserer Siedlung galten die Säfte in den eigenwilligen Plastikflaschen als das Ungesundeste, was man seinem Kind erlauben konnte. (Ob die picksüßen Hofer-Kirschsaft-Trinkpackerln, die wir stattdessen bekamen, so viel gesünder waren, wage ich zu bezweifeln, aber gut.) Und unter den Kindern wurde Dreh&Trink gerade wegen der Aussicht, etwas angeblich so Ungesundes konsumieren zu können, unsagbar wünschenswert.

Warum ich davon anfange? Dreh&Trink hat soeben den 45. Geburtstag gefeiert, fasziniert also schon mehrere Generationen von Kindern. Ich war ja, ehe ich lesen konnte, überzeugt davon, die Flaschen hießen „Dreodrin“, ich weiß auch noch genau, wo die verbotenen Dreodrins (Achtung, jetzt wird es sentimental) im guten alten Konsum (ich habe Sie gewarnt) zu finden waren. Heute gibt es sie in viel mehr Sorten, die Andi Apfel oder Hilde Himbeere heißen, die unzerstörbaren knalligen Flaschen sehen aber immer noch so aus wie früher. Das Kind profitiert natürlich von meinem Kindheitstrauma und darf gelegentlich ein Dreh&Trink haben. Dreh&Trink besteht übrigens zu 85 Prozent aus Gebirgsquellwasser und beinhaltet keinerlei Farbstoffe. (Sie sehen, ich recherchiere auch für diese kleine Kolumne gewissenhaft.) 85 Prozent Wasser aus den Bergen! Da ist es doch fast egal, was in den übrigen 15 Prozent drinnen ist! Hätten wir Kinder der 1980er das bloß gewusst! Wir hätten die Flaschen nicht nur viel öfter bekommen, wir hätten sie auch viel seltener gewollt. Gebirgsquellwasser. Keine künstliche Farbe. Ist doch viel zu gesund. In diesem Sinne: Happy birthday, Dreodrin!

E-Mails an :mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2018)

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