George Clooney und Kate Moss trinken meinen Kakao

(c) Nespresso (Michel Comte)
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Traumdeutung mag ihre Berechtigung haben. Vermutlich lassen sich aus Träumen tatsächlich heimliche Wünsche oder Bedürfnisse herauslesen, die man sich im Wachzustand nie eingestehen würde.

Traumdeutung mag ihre Berechtigung haben. Vermutlich lassen sich aus Träumen tatsächlich heimliche Wünsche oder Bedürfnisse herauslesen, die man sich im Wachzustand nie eingestehen würde. Und gelegentlich kann man tatsächlich ein Erlebnis, eine Angst oder eine schlechte Schlafposition dem Erträumten zuordnen. Doch manch nächtliches Drehbuch hinterlässt den Aufgewachten am Ende in einem Zustand völliger Konfusion.

Zuletzt etwa bei folgender Situation: Ich nehme in der U-Bahn Platz – und erblicke mir gegenüber Kate Moss und George Clooney. Nicht, dass die beiden in meinem Leben irgendeine Bedeutung hätten, aber herzlich willkommen in meinem Traum! Die beiden begrüßen mich wie einen alten Bekannten, und dann, dann hebt George Clooney mit spitzen Fingern eine Espressotasse in die Höhe. (Gut, wie ich auf diese Idee komme, hat eine gewisse Logik.) Ich dagegen registriere in diesem Moment, dass ich eine bereits geöffnete Packung Kakao in der Hand halte. (Auch das lässt sich aus der Realität ableiten.) Doch was dann geschieht, verwirrt mich dann doch. Denn bereitwillig tausche ich mein Göttergetränk gegen Clooneys schwarze Koffeeinbombe und beobachte, wie das Model und der Kaffeeschnüffler sich über mein Lieblingsgetränk hermachen. Spätestens an diesem Punkt stoße ich an meine assoziativen Grenzen. Versteckt sich in meinem Unterbewusstsein eine libidinöse Zuneigung zu ehemaligen Topmodels? Oder trage ich Verlustängste in Hinblick auf grau melierte Schauspieler in mir?

Letztlich würde ich mir trotz allem wünschen, dass dieser Traum Realität wird. Schließlich ist man außerhalb der Traumwelt nicht nur Passagier seiner Gedanken, sondern kann das Geschehen aktiv steuern. Die Konsequenz wäre dann ein böser Blick, ein Anspannen der Muskel um mein Getränk und der Satz: „Sicher nicht, Clooney, kauf dir deinen eigenen Kakao!“

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2011)

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