Advent in Graz: Eiskrippe und heißer Schilcher

THEMENBILD: ADVENTMARKT VOR SCHLOSS SCHOENBRUNN
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So gut wie jeder Platz in der Grazer Altstadt ist von Adventmärkten besetzt. Mit viel Kunsthandwerk. Und noch mehr Glühwein.

Es mag wenig überraschen, dass in einer Stadt, in der es seit einem Vierteljahrhundert ein eigenes Büro für Weihnachtslieder gibt, die Adventzeit generell einen hohen Stellenwert hat. Wer Fragen zu Weihnachtsliedern hat, zu alten Gedichten oder auch Krippenspielen, kann sich in Graz in dem vom steirischen Heimatwerk betriebenen Büro für Weihnachtslieder in der Sporgasse weiterhelfen lassen (heuer noch bis 22. Dezember).

Vielleicht taucht die eine oder andere Frage an die Liedexperten auch spontan beim Punschtrinken auf einem der Adventmärkte auf, die das Bild in der Innenstadt fast noch stärker dominieren als etwa in Wien. Tatsächlich ist kein einziger Platz in der Grazer Altstadt adventmarktfrei – vom großen, eher lauten Christkindlmarkt auf dem Hauptplatz (hier fährt auch der kleine Bummelzug durch die Stadt weg) bis zum Markt auf dem Mariahilfer Platz auf der anderen Seite der Mur (von hier aus sendet Ö3 derzeit aus einem gläsernen Studio) ist so gut wie jeder Platz im Grazer Zentrum derzeit einschlägig weihnachtlich okkupiert.

Das offizielle Motto der Stadt – „Der Advent der kurzen Wege“ – ist dabei wirklich Programm: Wer sich ein bisschen Zeit nimmt, kann an einem Nachmittag oder Abend fast alle Märkte besuchen. An den Wochenenden gibt es zusätzlich oben auf dem Schlossberg in der ziemlich einzigartigen Kulisse der Kasematten den volkstümlich angehauchten Aufsteirern-Weihnachtsmarkt (nur noch heute, Sonntag, bis 20 Uhr), der sich mit einem Spaziergang bergauf, traditionell mit der Schlossbergbahn oder sehr flott mit dem Schlossberglift erreichen lässt.

Wo also hingehen, bei all der Auswahl? Wer eher alternativ angehaucht ist, sollte den noch recht neuen Weihnachtsmarkt im Grazer Joanneumsviertel nicht übersehen, der sich Fest der Sinne nennt. Zu elektronischer Musik wird hier im Lesliehof das Kunsthandwerk hochgehalten. Immer schon alternativ mit Geschenksartikeln aus aller Welt – Räucherstäbchen, südamerikanische Wollpullover – ist der Adventmarkt auf dem Tummelplatz.

Glüschi. Als Designhütten beworben werden die Stände auf dem Mehlplatz, keine zwei Minuten vom Hauptplatz entfernt: Allerdings wirken die schwarzen Hütten etwas wuchtig für den eher kleinen Platz (abends sind sie aber sehr hübsch beleuchtet), hier liegt der Fokus ebenfalls auf Kunsthandwerk. Einmal durch die Gamlitzer Weinstube durch in den 1. Stock am Mehlplatz 4 findet sich ein wenig versteckt der Adventmarkt der Bücherstube: Weihnachtsschmuck, -lektüre und andere Geschenksideen (sonntags geschlossen, sonst 10 bis 18 Uhr.)

Einen kulinarischen Schwerpunkt hatte in der Adventzeit immer schon der Glockenspielplatz: Hier gibt es heißen Alkohol in vielen Variationen, von Heidelbeer- über Orange-Rum-Punsch bis Glühmost. Mutige verkosten hier, wir sind immerhin in der Steiermark, den Kürbiskernlikör. Der Glühwein wird in Graz übrigens traditionell auch mit Schilcher zubereitet und unter dem Spitznamen Glüschi verkauft.

Wieder zurück über den Mehlplatz erreicht man den Färberplatz, wo in weißen Zelten und Hütten aus hellem Holz sehr viel Kunstgewerbe und andere Geschenksartikel verkauft werden: Darunter Wieser Keramik, Sternhof Kosmetik, Hüte und Gewand aus Filz. Es ist vielleicht jener Markt, der mangels Kitsch, fehlender „Last Christmas“-Beschallung und zeitlosem Angebot am wenigsten weihnachtlich wirkt – was man bei all der Reizüberflutung rundherum durchaus als Erholung verstehen kann.

Fast zum Pflichtprogramm in der Adventzeit gehört der Besuch der Eiskrippe im Landhaushof, die dieses Jahr von einem finnischen Künstler mit dem interessanten Namen Kimmo Frosti gestaltet wurde. Von der Eiskrippe – und hier wird es kurz besinnlich – führt ein Krippenweg (auf rotem Teppich) durch die Stempfergasse: In den Auslagen der Geschäfte kann man verschiedene Krippen bestaunen, der Krippenweg endet im Diözesanmuseum in der Bürgergasse, wo traditionell Krippen ausgestellt sind und verkauft werden. Das Motto der heurigen Ausstellung: „Alle Jahre wieder“. Für diesen Klassiker braucht man das Büro für Weihnachtslieder wohl nicht.

Grazer Advent

Der „Advent der kurzen Wege“ umfasst 14 Weihnachtsmärkte in der Grazer Altstadt. Einige Märkte schließen am 23. Dezember, andere – wie die Eislauffläche auf dem Karmeliterplatz – haben auch am 24. Dezember geöffnet. Der Aufsteirern-Markt auf dem Schlossberg endet heute, Sonntag.
Details: www.graztourismus.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2015)

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