Intermot Köln: Das Jahr der großen Enduros

Intermot Koeln Jahr grossen
Intermot Koeln Jahr grossen(c) AP (ECKEHARD SCHULZ)
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Was bei den Autos das SUV, ist den Motorrädern die große Enduro. Das Format wird seit Jahren immer beliebter. Marktführer BMW bekommt nun Konkurrenz aus Österreich.

Der Motorradmarkt hat sich stark geändert in den letzten Jahren. Die Biker werden älter, die Kilometerleistungen sinken, und die Motorräder halten länger. Entsprechend gefragt sind nicht Supersportler, sondern Reisemotorräder für gemütliche Trips zu zweit. Das zeigt sich auch deutlich auf der Intermot in Köln, einer der großen Motorradmessen Europas. Unangefochtener Star ist dort die neue BMWR1200GS. Optisch kaum verändert, sind die Neuheiten eher technischer Natur – wie der Boxermotor, der in fünfter Generation nun partiell wassergekühlt ist. Er leistet vergleichsweise zahme 125 PS bei 7700/min. Dazu kommt ein komplett neues aktives Fahrwerk, ein ABS, das auch im Gelände funktionieren soll, und vieles mehr.

Auch KTM hat aufgerüstet, ist man doch mit heuer angestrebten 100.000 produzierten Motorrädern auf Augenhöhe mit den Bayern. Die brandneue 1190 Adventure hat den Motor aus dem Superbike RC8 bekommen, der hier 150 PS auf die Kette loslassen darf. Auch hier setzt man nun auf Traktionskontrolle, elektronisches Fahrwerk, ABS und vieles mehr, das die lange Tour so entspannt und sicher wie möglich machen soll. Um die Sportler des Hauses bei der Stange zu halten, kommt eine verschärfte „R“ Version. Preislich wird man über 15.000 Euro liegen, das ist auch die Kragenweite der BMW.

Ducati, seit heuer im Besitz von Audi, zeigt in Köln mit der überarbeiteten Multistrada 1200 ebenfalls eine überarbeitete Reise-Enduro, auch diese mit aktivem Fahrwerk und mehr Drehmoment bei gleicher Leistung (150 PS). Triumph bringt mit der Tiger Explorer XC eine neue Version der erfolgreichen Reise-Enduro heraus, mit der Trophy und Trophy SE will man den Markt der großen Tourer beleben. Mit einem 1200er Dreizylinder samt Kardanantrieb und umfangreicher Ausstattung haben die Briten sicher keine schlechten Karten.

Noble Zurückhaltung gibt es bei den japanischen Firmen, sie kämpfen seit Jahren mit Absatzproblemen, dank des hohen Yenkurses und zuweilen verfehlter Modellpolitik. Hier wurden meist nur Studien, neue Farben und überarbeitete bekannte Modelle gezeigt. Interessant Honda, wo man mit der CB1100 ein Retro Bike bringt, das es in Japan schon länger gibt.

Relativ wenig Neuheiten gibt es auf dem Roller-Sektor, allerdings werden die Scooter traditionell eher in Mailand auf der EICMA Anfang November vorgestellt, da Italien das Roller-Land schlechthin ist. Erwähnenswert ist die Wiedergeburt der legendären Lambretta, dem Kultroller der Mods. Mit Motoren von 125 und 50 cm2 aus Korea bestückt, wird sie ab dem Frühjahr auch bei uns zu haben sein. Neu auch der Peugeot Metropolis, nach Piaggio MP3 und Quadra der Dritte im Bunde mit zwei Vorderrädern – offenbar ein Segment mit Potenzial. Die innovative Hybrid-Studie mit den elektrisch angetriebenen Vorderrädern hat nicht den Weg in die Serie gefunden.

In der eigenen Halle für Elektrofahrzeuge finden sich entweder chinesische oder eher unbekannte europäische und amerikanische Firmen, namhafte Hersteller haben sich dieses Themas noch nicht ernsthaft angenommen. Lediglich der kalifornische Hersteller Zero bietet ein praktikables Motorrad mit 44PS und einer Reichweite von über 100 Kilometern an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2012)

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