Fiat Panda 4x4: Die Rückkehr des Hüttenwirt-Klassikers

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Seit gut dreißig Jahren ist der Fiat Panda 4x4 eine trittfeste Antwort, wenn der Berg ruft. Die Technik kommt aus Graz.

Fiat ist alles andere als monogam, wenn es um Technik-Liaisons in Sachen Allrad geht: Im Panda 4x4 stecken traditionell Know-how und Technik aus Graz, der Sedici ist ein Zwilling des Suzuki SX4, und der Freemont wurde dank Organspenden der Konzerntochter Jeep doch noch zu dem offroad-tauglichen SUV, nach dem er in seinem ersten Leben als Dodge Journey ausgesehen hat. Vielleicht ringen sich die Italiener auch einmal zu einer einheitlichen Bezeichnung der Allradflotte durch, derzeit sind 4x4, das Rechenergebnis davon (Sedici = 16) und AWD in Umlauf.

Formal ist der Panda der dritten Generation die Blech gewordene Idee des abgerundeten Quadrats, was auch im Innenraum mit Instrumenten- und Konsolen-Layout fortgesetzt wird. Als 4x4 bestätigt er seine Bestimmung als Allzweckgerät für jede Lebenslage: City-freundlich wegen der kompakten Außenmaße, zumindest mittelstreckentauglich durch den großzügigen Innenraum und Bergfreund dank schlauer Allradtechnik. Wer sich vom niedlichen Äußeren des kleinen Hüpfers dazu verleiten lässt, ihn in Sachen Geländetauglichkeit nicht ernst zu nehmen, begeht einen Anfängerfehler: Nicht alles, was groß ist und bös dreinschaut, ist deswegen schon eine Macht im Gelände. Zum Panda würde Hundebesitzers Beschwichtigungsklassiker „Der will nur spielen...“ passen – aber verbeißen wird er sich trotzdem, und zwar mit allen vieren in den Boden. Weil er das mit der Beharrlichkeit eines Terriers tut, degradiert er einige der Großen und Tollen zu Gehsteigkraxlern. Auf jedem denkbaren Terrain arbeitet sich der kleine Italiener mit solcher Vehemenz vorwärts, dass zeitweise ein Blick in den Zulassungsschein notwendig ist, um sich davon zu überzeugen, dass hier wirklich nur 75 PS am Werken sind. Der 1,3-Liter-MultiJet-Diesel verteilt seine Leistung harmonisch über ein breites Drehzahlband, die Hau-drauf-Unart anderer Selbstzünder ist ihm fremd. Der zweizylindrige Twin-Air-Benziner ist nur auf dem Papier die günstigere und leistungsstärkere Variante, tatsächlich hat er in der Allradpraxis mehr Mühe als der flinke Diesel. Die elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung übernimmt die Kraftverteilung nach hinten selbstständig, dort sorgt das Hinterachsdifferenzial für gleichmäßigen Vortrieb bei allen Bedingungen, unterstützt von einem serienmäßigen Stabilitätsassistenten.

Mechanischer Hüttenzauber

Der Verdruss über ein nicht abschaltbares ESP währt nur bis zur ersten Kurve, denn statt der erwarteten Spaßbremse haben die Ingenieure ein Gaudi-Paket geschnürt: Wer die Kurve halbherzig mit niedriger bis mittlerer Drehzahl angeht, den nimmt die Elektronik unspektakulär an die Leine und zieht ihn sauber durch die Biegung. Wer aber mit Vollgas um die Ecke sticht, dem lässt das ESP den Spaß an vier durchdrehenden Rädern und aus allen Radkästen fliegendem Schnee – die Spur hält der Kleine dank der mechanischen Qualitäten des Allradantriebs trotzdem. Wo dennoch Elektronik mithilft, geschieht das diskret. Damit offeriert sich der Panda 4x4 als ehrlicher Outdoor-Spielgefährte und verdient Bestnoten für Fahrdynamik und Handling.

Da Fiat über seine Traktorsparte die Namensrechte an Steyr (ohne Daimler-Puch) hält, trägt ein Sondermodell des Turiner Bergfexes nun als erster Fiat seit fast dreißig Jahren wieder den Namen Steyr samt patriotischem Zierstreifen auf den Flanken.

Mit knapp 18.000 Euro ist Fiats kleiner Allradler mit Dieselmotorisierung trotz guter Serienausstattung und einiger spezieller Steyr-Ausstattungszuckerln kein Sonderangebot. Ob die einzigen natürlichen Feinde des Panda, die eigenen Vorgänger aus den vergangenen dreißig Baujahren, dadurch weniger werden, ist fraglich: Auch die warten vielfach wohlgehortet und gepflegt auf den On- und Offroad-Winterspaß.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2013)

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