Audi A3: Die Kunst, immer gut angezogen zu sein

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Mit dem beschränkten Nutzwert eines Dreitürers stellt der Audi A3, so er "Premium"-gerecht ausgestattet und entsprechend teuer ist, eine in der Kompaktklasse seltene Form von Understatement dar.

Einen Audi dieser Tage wird man sinnvollerweise nicht von vorn fotografieren, weil anhand der Frontansicht nur ausgewiesene Experten erkennen können, um welche Baureihe es sich handelt. Davon profitiert der Fahrer eines A3, wenn man so will, denn im Rückspiegel nimmt er sich ebenso gewichtig aus wie ein A4, A6 oder gar ein A8, der gern das Vierfache kostet. Als leichte Fehlentwicklung im Markendesign hat das der neue Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürheimer erstmals eingeräumt, er verspricht mehr Differenzierung in der Zukunft.

Dem A3, aktuell in dritter Generation auf dem Markt, behagt allerdings die Rolle des Luxusgeschöpfes. In kompakter, sogenannter Dreitür-Variante (es sind ja eigentlich zwei Türen plus Klappe) ist er ohnehin Minderheitenprogramm, nur jeder fünfte A3-Käufer gibt ihm den Vorzug vor dem ungleich praktischeren, weil fünftürigen, etwas längeren und mit mehr Radstand versehenen Sportback.

Wie das Beispiel unseres Testfahrzeugs zeigt, kann man das Auto mit ein paar Extras ohne Mühe in Preisregionen treiben, die interessante Vergleiche zulassen: Um jene knapp 37.400 Euro bekommt man bereits zwei Stück vom gleich großen und annähernd gleich motorisierte Kia Ceed, immerhin ein Modell, das in Design, Verarbeitung und Ausstattung keineswegs Not und Armut vermittelt.

Freilich kann man sich auch einen A3 in Basis-Trimm anschaffen, aber auch das wäre eine Entscheidung am Rande der Unsinnigkeit. Man käme zum Beispiel um den Genuss eines anmutigen Cockpits mit allerlei haptischen Finessen, eine Übung, die Audi zur Meisterschaft erhoben hat. Gefällige Zerstreuung bietet etwa das Bordsystem, das über satt klickende Tasten und ein großes Dreh- und Drück-Rad, auf das man in seiner Doppelfunktion als Touchpad Schriftzeichen kritzeln kann, gesteuert wird, und das seine Inhalte auf ein aus dem Instrumententräger gleitendes, schlankes und großes Display spielt. Von Internetanbindung bis Google-Earth-Navigation spielt es viele Stücke der mobilen Vernetzung.

Sofern noch Aufmerksamkeit fürs Autofahren übrig ist: Beim A3 würden wir für einen der wunderbaren Benziner votieren, so viel Luxus dürfte schon sein, aber den 2,0-Liter-TDI mit 150PS lässt man sich auch gefallen. Ärgerliches Nageln ist ihm weitgehend ausgetrieben, einmal in Fahrt, zieht sich der Motor auf sonores Brummen zurück (es sei auch die gute, aber nicht überragende Anlage von Bang & Olufsen erwähnt). Mit um die 6,5 Liter, eher weniger, ist er zeitgemäß sparsam, kräftig ohnedies. Unverzeihlich: in diesem Auto ein manuelles Getriebe zu bemühen. Der Motor geht an der Ampel doch etwas zäh von der Kupplung und verlangt zusätzlichen, wenig eleganten Gaseinsatz. Außerdem: Einmal DSG (heißt bei Audi S-Tronic) gekostet, und man ist verloren fürs Selberrühren. Diese A3-Komposition ließe sich also noch verbessern, um den Preis vielleicht eine erschreckende Erkenntnis.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2013)

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