Elektroautos: Die Zukunft ist schon auf der Straße

(c) AP (Michael Probst)
  • Drucken

Elektromobilität gilt als Lösung für die CO2-Probleme im Verkehr. Seit Jahresanfang sind die ersten Großserienmodelle im Handel. Demnächst dürfte der Anstieg an verkauften Elektroautos zulegen.

Wien. 173 Elektroautos wurden im ersten Quartal dieses Jahres in Österreich neu zugelassen. Nicht viel, angesichts einer Gesamtsumme von fast 90.000 Neuwagen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet dies allerdings eine Steigerung um 1230 Prozent. Denn 2010 wurden im Gesamtjahr gerade einmal 112 Elektroautos zugelassen. So viele waren es heuer bereits Anfang März.

Der Grund für diesen rasanten Anstieg ist, dass seit Jahresbeginn mit dem Mitsubishi iMiEV und dem nahezu baugleichen Citroën C-Zero die ersten beiden Elektroautos großer Autokonzerne auf den Markt gekommen sind. Die beiden Modelle haben laut Zahlen des VCÖ mit 156 Stück auch gleich den Großteil aller verkauften Elektroautos gestellt und den bisherigen Marktführer – den norwegischen Think – auf einen der hinteren Plätze verdrängt.

In den kommenden Monaten dürfte der Anstieg an verkauften Elektroautos noch deutlich zulegen. „Wir haben jetzt schon 360 fixe Bestellungen für den iMiEV“, sagt Klaus Nemeth, Vertriebsleiter der Elektrosparte von Mitsubishi-Generalimporteur Denzel. Auch bei Citroën erwartet man kräftige Zuwächse. „Heuer sollen es 600 verkaufte Elektroautos werden“, so Citroën-Sprecherin Nora Wilhelm. Hinzu kommen die Modelle anderer Autokonzerne, die nun sukzessive auf den Markt kommen werden. Bei Peugeot dürfte es im Frühjahr der Fall sein, Renault erwartet das erste Modell für Ende November. Noch etwas länger dauern dürfte es beim Marktführer VW – der Elektrokleinwagen Up ist für 2013 geplant, der erste Elektro-Golf dürfte erst zum Jahreswechsel 2013/14 kommen.

Der erwartete Boom der Elektroautos wird auch das erste Mal chinesische Autos nach Österreich bringen. So will Denzel ab Herbst 2012 den Elektromittelklassewagen BYD e6 verkaufen. „Bis Ende 2012 sollen von diesem Modell bereits 100 Stück auf Österreichs Straßen unterwegs sein“, so Nemeth.

Noch rund dreimal so teuer

Zukunftsmusik sind Elektroautos inzwischen also nicht mehr. Für den Normalverbraucher haben sie aber immer noch einen entscheidenden Nachteil – die hohen Anschaffungskosten. Etwa 36.000 Euro müssen für einen iMiEV oder C-Zero gerechnet werden. Vergleichbare Autos mit konventionellem Antrieb gibt es schon ab 10.000 Euro. Daher werden zur Zeit noch 90 Prozent aller Elektroautos von Unternehmen gekauft – oder im Großteil der Fälle geleast. Gewerbliche Kunden erhalten nämlich auch 5000 Euro staatliche Förderung, wenn sie nachweisen können, dass das Auto mit Ökostrom betrieben wird. „Zuerst waren vor allem Firmen aus dem Energiebereich die Kunden. Inzwischen kaufen jedoch auch Anwaltskanzleien oder Steuerberater Elektroautos. Meist werden die dann als Firmenwagen für die Stadt verwendet“, sagt Nemeth. Für diesen Einsatz ist die Reichweite von rund 100 Kilometern mehr als ausreichend. Angesichts der aktuellen Benzinpreise sind Elektroautos auch deutlich günstiger. So kostet eine Vollladung gerade einmal 2,50 Euro.

Problem: Schlecht abgesicherte Steckdosen

Bei der Ladung gibt es laut Eveline Steinberger-Kern vom Elektroautodienstleister „The Mobility House“ (TMH) aber noch ein unterschätztes Thema: „Nicht ausreichend abgesicherte Steckdosen.“ Wenn Elektroautos an der „normalen“ Steckdose in der Garage angesteckt werden, könnte es zu einer Überlastung und im schlimmsten Fall einem Brand kommen. TMH bietet daher in Kooperation mit einigen Herstellern die Installation spezieller E-Auto-Steckdosen an. Diese sind nicht nur extra abgesichert, sondern zählen auch den Strom, damit genügend Ökostromzertifikate erworben werden können.

Auf einen Blick

Mit 173 verkauften Elektroautos gab es im ersten Quartal eine Steigerung von 1230 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Grund dafür ist die Einführung der ersten E-Autos großer Autokonzerne. Heuer dürften bereits über 1000 Elektroautos auf Österreichs Straßen kommen. Hemmschuh sind bislang jedoch noch die höheren Kosten. So ist ein Elektroauto rund dreimal so teuer wie ein vergleichbares konventionelles Auto.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.