Istanbul New Airport: Hinter den Kulissen

Megaprojekt: Der neue Flughafen soll bis 29. Oktober fertig sein.
Megaprojekt: Der neue Flughafen soll bis 29. Oktober fertig sein.(c) Turkish Airlines
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Der INA – Istanbul New Airport soll am 29. Oktober eröffnet werden. Wie sich die Turkish Airlines darauf vorbereiten – und was sie weiterführen werden.

Istanbul. Es riecht nach Chlor, ein Wasserbecken steht bereit, und doch: Bad ist das keines, auch wenn man mitunter nass werden kann. Die Flugzeugattrappen samt Notrutschen, Kabinen mit Kameraüberwachung und eigene Bereiche für Feuersicherheit, Druckverlust, Notwasserung, Bombendrohung . . . dienen dem Flugssicherheitstraining, das in einem Gebäude gleich beim Atatürk Airport abgehalten wird. „Die großen kosten ungefähr so viel wie eine echte Maschine“, erklärt Thorsten Tarik Neu von den Turkish Airlines.

Umzug in 55 Stunden

Alle neun Monate müssen die Flugbegleiter für zwei bis drei Tage zur Nachschulung, einzeln und im Team. Per Kamera werden die Crewmitarbeiter – die man weltweit in Gedanken für Bezeichnungen wie Kellner der Lüfte um Verzeihung bitten mag – dabei überwacht, wie sie sich in der gespielten Notsituation verhalten. „So kann man sehen, wer wo Nachschulung brauchen kann.“ Dazu kommt eine kleine „Flotte“ an Flugsimulatoren A330 und Boeing 737, in denen neben Gefahrensituationen der ganz normale Flugalltag – Starten und Landen – geübt wird. „Wir haben einige Airlines, die hier üben“, erklärt Trainingsleiter Mert Uysal, „etwa Pegasus, Euro Asia, KLM, Lufthansa und Sun Express.“

Das Flugsicherheitszentrum wird bleiben, der alte Flughafen seinen öffentlichen Betrieb am 29. und 30. Oktober großteils einstellen. „Wir haben 55 Stunden Zeit zur Übersiedlung“, erklärt Mohammed Fatih Durmaz, Vizepräsident in Sachen Sales Europa/Balkan. „Die Flüge werden sukzessive umgeleitet: hier starten, dort landen“.

Dort, das ist der noch ungetaufte, INA genannte Flughafen, der am Tag der Republik (Ausrufung der Türkischen Republik 1923) eröffnen soll. Rund 30 Kilometer außerhalb der Stadt werden 7594 Hektar Land zum „größten Flughafen der Welt“, erklärt Efe Bugra Cinar, Marketingspezialist bei iGA, dem Bauherrn des Istanbul New Airport. „Wenn alle vier Phasen abgeschlossen sind, soll der Airport insgesamt sechs Startbahnen und drei Terminals besitzen und ein Passagieraufkommen von bis zu 200 Millionen bewältigen können.“ Istanbul soll dann an mehr als 350 Destinationen angebunden und für rund 100 Airlines Zuhause sein – so der ehrgeizige Plan, dessen Umsetzung in Sachen Arbeitssicherheit und Umweltschutz einiges an Kritik einstecken musste.

„Wir wollen Istanbul als Drehscheibe für den osteuropäischen und kleinasiatischen Raum ausbauen“, führt Durmaz aus. „In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Passagiervolumen weltweit sehr verändert, das möchten wir nutzen.“ 1965 waren im arabischen Raum 3,1 Millionen Passagiere unterwegs, 2015 schon 258,4 Millionen. Im asiatischen Raum stieg die Zahl im gleichen Zeitraum von 13,5 Millionen auf 1,2 Milliarden, in Nordamerika und Europa weniger stark von 156,4 Millionen auf 1,8 Milliarden. 2025 sollen weltweit 5,5 Milliarden Passagiere unterwegs sein, davon 2,6 Milliarden in Nordamerika und Europa, 2,2 Milliarden im asiatischen und fast 600 Millionen im arabischen Raum. Auch beim Gütertransport will Istanbul weltweite Drehscheibe werden, durch den eigenen Hafen sollen neue Ressourcen erschlossen werden.

Luft- und landseitig rasten

Für den Reisenden der Stunde null stehen neben Terminal 1, Tower und zwei Landebahnen vor allem zahlreiche Taxi- und Parkplätze bereit – und eine Erlebniswelt mit Duty Free, Shoppingmall und Freizeiteinrichtungen, dazu ein Hotel (Yotel), das luftseitig 102 und landseitig 349 Zimmer bereithält. Die öffentlichen Bereiche mit Club Lounge, Co-Working- und Ruhebereich, Wellnessoasen und Fitness-Center sollen allen Reisenden zur Verfügung stehen. Neben dem Flughafen werden derzeit zusätzliche Straßen gebaut, ein High-Speed-Zug wird den neuen mit dem bestehenden Sabiha Gökçen Airport im asiatischen Teil der Stadt verbinden, und das Metronetz soll verbessert werden. Der Bauboom hat die Stadt im Griff.

Wer Istanbul jetzt schon als Umsteigeort nutzen will: Ab 18. Juni fliegen Turkish Airlines dreimal pro Woche auf die Komoren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2018)

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