Essen wie Gott in Laos: Mekong-Fisch und Mozzarella

Laoten lieben ihre Traditionen, entsprechend gemütlich buddhistisch geht es in Luang Prabang zu.
Laoten lieben ihre Traditionen, entsprechend gemütlich buddhistisch geht es in Luang Prabang zu.(c) Imago
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Die Tempel- und ehemalige Residenzstadt der laotischen Könige fasziniert mit ihren Kultbauten und ihren ziemlich entspannten Einwohnern. Im Umfeld locken zudem kaskadierende Wasserfälle und eine Büffelfarm.

Wer kennt ihn nicht, den sarkastischen Synthie-Klassiker aus den Achtzigerjahren „One Night in Bangkok“ von Murray Head, der freilich eher orientalisch als asiatisch klingt. Die Hauptstadt Thailands ist eine pulsierende, lebendige, laute, vielfältige Metropole, die man zumindest einmal in seinem Leben erlebt haben sollte. Stichwort: Orte, die man vor seinem Tod gesehen haben sollte – zugegeben eine semantisch drastisch anmutende Kategorie.

Die Metropole ist wie gesagt nicht nur einen (mehrtägigen) Besuch wert, sie öffnet das Tor oder besser gesagt das Gate, um weitere faszinierende Orte und Länder zu bereisen. Nach Australien sind es „nur noch“ acht Stunden, noch weiter nach Neuseeland zehn Stunden Flugzeit.

Wem nach der ohnehin schon langen Anreise nach Bangkok nicht mehr nach einem Flug plus einer weiteren Zeitumstellung ist (auch wenn die Filmauswahl bei Fluglinien so groß ist, dass man problemlos mehrfach den Erdball umkreisen könnte), dem sei Laos, genauer gesagt das Unesco-Weltkulturerbe, die Tempelstadt Luang Prabang am Mekong-Fluss, empfohlen. Der Flug kostet wirklich kein Vermögen. Es zahlt sich definitiv aus.

Nach knapp zwei Stunden, mit einer Propellermaschine von Bangkok Airlines oder Lao Airlines befindet man sich im Landeanflug und schwebt – faszinierend nah – über die wunderschöne grüne Bergwelt der Region. Der pittoreske Flughafen erinnert ob seiner Größe, und ja, auch seiner Infrastruktur, etwa an jenen von Tirols Landeshauptstadt Innsbruck. Der Vergleich ist stimmig, es gibt da und dort Berge und auch den Begriff „heilig“. In Luang Prabang scheint die Zeit wirklich stehen geblieben zu sein. Nein, das ist nicht bloß eine Floskel. Im Souvenirladen kann man neben kleinen laotischen Flaggen auch jene der Sowjetunion kaufen. Apropos kaufen: Die Einreise erfolgt nur mit einem Visa on Arrival. Bezahlt wird dann aber in Dollar und nicht in Rubel.

Den Sonnenuntergang auf dem Mekong hat noch jeder Tourist fotografiert.
Den Sonnenuntergang auf dem Mekong hat noch jeder Tourist fotografiert.(c) Imago

Wassergras und Gebirgssesam

Auch wenn nicht allzu weit von Bangkok entfernt, ist es hier doch völlig anders – ruhiger, bodenständiger, konservativer. Die laotische Bevölkerung legt gesteigerten Wert auf Traditionen. So dürfen einheimische Frauen gesetzlich nicht mit Ausländern liiert sein, Ausländer dürfen kein Land besitzen, sagt Andrew Jansson, General Manager des erst im März 2018 eröffneten neuesten Hotels der Avani-Kette.

Seine Vita, die er bei einem gemeinsamen Abendessen anriss, liest sich abenteuerlich und vielfältig. Als Kind einer Thai und eines Schweden studierte er Hotellerie in der Schweiz und später in Boston. Jansson arbeitete in Israel, Berlin, Indonesien, Malaysia und Thailand. Nun hat es ihn nach Laos verschlagen. „Ich liebe dieses Land“, sagt Jansson, „den entspannten Lebensstil der Einheimischen. Die Dinge brauchen hier ihre Zeit.“ Und vor allem auch das Essen: Kai Pen, getrocknetes Wassergras aus dem Mekong mit Gebirgssesam, gehört zu den Köstlichkeiten der Region. Jansson schwärmt davon. Anschließend werden Buntbarsch-Ceviche, „Mekong River Fish“, süße Luang-Prabang-Würste und der obligatorische Klebereis serviert. Durch die Bank spicy, versteht sich. Beim Dessert, einem Chili-Schokoladen-Mousse, wird ebenfalls nicht mit Schärfe gegeizt.

Die laotische Küche hinterlässt einen vorzüglich würzigen Eindruck. Das schätzen auch die asiatischen Touristen, die immer noch das Ranking der Besucher von Luang Prabang anführen. Hinter Gästen aus dem benachbarten Thailand und China folgen Touristen aus Großbritannien, Nordamerika und Deutschland, verrät Jansson. Es ist anzunehmen, dass Österreich dem großen Nachbarn subsumiert wird. Man kennt das. Luang Prabang sei noch nicht die erste Adresse in Südostasien, aber das Interesse wächst. Zu Recht. Neben der Altstadt, die seit 1995 Weltkulturerbe ist, hat die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz einiges zu bieten. Die viertgrößte Stadt von Laos war bis zur Abschaffung der Monarchie 1975 – damals kamen die kommunistischen Pathet Lao an die Macht – die Residenzstadt. Die Tempel strahlen die Mystik vergangener Tage aus, wie auch der angrenzende Berg Phousi, der ob seiner 369 Stufen einen Test für die nicht vorhandene Kondition darstellt. Oben schweißgebadet angekommen, offenbart sich ein famoser Blick über die Stadt – ein klein wenig fühlt man sich an den Grazer Schlossberg erinnert. Nur eben ein bisschen exotischer. Romantiker sollten eine Sonnenuntergangsbootstour auf dem Mekong-Fluss buchen. Wenn sich abends die rote Sonne im Wasser spiegelt, greifen auch jene zum Handy oder zur Kamera, die meinen, schon alles in ihrem Leben gesehen zu haben. Anschließend sollte ein Besuch auf dem quirligen Nachtmarkt in der Altstadt auf dem Programm stehen, jenen in Thailand nicht unähnlich. Neben Baumwolltaschen, T-Shirts und den üblichen Souvenirs sei der Kauf des herzhaft-kräftigen laotischen Kaffees empfohlen. Wer dazu ein passendes Milchprodukt kredenzen möchte, wird unweit von Luang Prabang, knapp 40 Autominuten vom Stadtkern entfernt, tatsächlich fündig. Obwohl die überwiegende Mehrheit der Asiaten laktoseintolerant ist, betreibt die 45-jährige gebürtige Australierin Sue Martin gemeinsam mit ihrem Mann und einer zweiten Familie einen Milchhof, die einzige Büffelfarm in Laos. Sie haben sich entschlossen, ihre Midlife-Crisis nicht mit einem Porsche auszfüllen, sondern mit einem nachhaltigen Projekt. Vor fünf Jahren kamen sie nach Laos. „Damals wusste keiner unserer Freunde hier, was ein Joghurt ist“, sagt Martin. „Sie glaubten, dass es von Früchten käme.“

Die Büffel wurden von hiesigen Bauern gemietet und sind rund 1200 Dollar wert. Die Tour zur Büffelfarm ist recht günstig. Für 6,25 US-Dollar oder 50.000 laotische Kip darf man Büffel füttern und sie waschen. Auch Schweine und Hasen tummeln sich auf der Farm.

Und auch Kuang Si, die mehrstufigen Wasserfälle, besucht jeder Tourist.
Und auch Kuang Si, die mehrstufigen Wasserfälle, besucht jeder Tourist. (c) Imago

Eis, Mozzarella, Ricotta

Für den doppelten Preis bekommt man im Café die selbst gemachten Produkte wie Eis, Mozzarella, Joghurt, Feta, Ricotta oder Cheesecake zum Verkosten. Sie sind durch die Bank köstlich – man könnte fast glauben, dass die Erzeugnisse aus Italien, Frankreich oder Österreich stammen. Nachhaltig ist die Farm auch deshalb, weil die Mitarbeiter Gratis-Englischkurse bekommen. Dazu kommen freie Unterkunft und, untypisch für das Land, 13 Gehälter. Frauen aus der Region werden zudem besonders gefördert, unterstreicht die australische Unternehmerin, während nebenan laotische Frauen ihre ersten Englischstunden haben. Ein schönes Bild, und das nicht nur wegen der traumhaften tropischen Landschaft.

Wasserfall-Kaskaden

Wer übrigens weitere sechs Kilometer stadtauswärts fährt, darf sich über eine weitere Sehenswürdigkeit freuen: Kuang Si, mehrstufige Wasserfälle. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Dschungel, bei dem man ein Rettungszentrum für Schwarzbären passiert, offenbart sich einer der Höhepunkte der Region Luang Prabang. Wer allein die Wasserfälle besucht und deswegen Sorge hat, dem sei versichert: Hier trifft man Touristen aus aller Welt.

Kuang Si ist nicht nur ein farblich beeindruckendes Fotomotiv (niemand wird Ihnen glauben, dass Sie keinen Instagram-Filter verwendet haben) und eine willkommene Abkühlung – vor allem in den schwülen Frühjahrsmonaten – und lässt kurz die Tatsache vergessen, dass Laos ein Binnenland ist.

Entspannt und mit den einprägsamen Bildern des Sonnenuntergangs am Mekong, der Büffelfarm und der Wasserfälle geht es zurück in den Trubel von Bangkok. Und sei es nur für eine Nacht im Avani Riverside, direkt am Fluss Chao Phraya gelegen. Das Hotel ist das Prunkstück der Kette, auch dank des Infinity-Pools inklusive spektakulären Blicks auf die Stadt. Abends bringen Gratis-Shuttle-Boote Gäste zum „Nachtmarkt am Fluss“. Am besten macht man das mit „One Night in Bangkok“ im Ohr, das geht bekanntlich immer.

Infos

Anreise: Von Wien aus über Bangkok mit Thai Airways ab ca. 660 Euro nach Luang Prabang (16:30 Stunden, retour in 18:45 Stunden). Seit dem 20. April verbindet Thai Airways Wien fünfmal in der Woche mit der thailändischen Hauptstadt mit dem Dreamliner. Jeweils montags, donnerstags, freitags, samstags und sonntags wird die Strecke mit einer Boeing 787-800 bedient, die über 22 Lie-Flat-Business-Class- und 234 Economy-Class-Sitze verfügt.

Der Flug von Wien nach Bangkok mit der Flugnummer TG937 verlässt Wien jeweils um 14.35 Uhr und landet am nächsten Morgen um 5.35 Uhr in der thailändischen Metropole. Der Rückflug hebt um 1.20 Uhr auf dem Suvarnabhumi-Flughafen ab und erreicht Wien um 7.15 Uhr morgens.

Pauschalreisen: U. a. mit dem Akademischen Reisedienst, ARR Natur- und Kulturreisen, Dertour, Ikarus/Dodo Tours, Jumbo Touristik, Kneissl Touristik, Meier's Weltreisen, Mondial, Pur Touristik, Raiffeisen Reisen, Reisethek, TUI und Windrose Finest Travel Reiseservice.

Compliance-Hinweis: Die Kosten der Pressereise wurden von den Avani Hotels & Resorts getragen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2018)

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