Ibiza: Viel Luxus und kein bisschen leise

Die Konzerte auf dem Gelände des Ushuaia Ibiza Beach Hotel sind der Auftakt für lange Partynächte.
Die Konzerte auf dem Gelände des Ushuaia Ibiza Beach Hotel sind der Auftakt für lange Partynächte.(c) Palladium Hotel Group
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Die kleine Baleareninsel steht heute vor allem für gehobenen Hedonismus. Zelebriert etwa in einem Fünfsternehotel mit eigener Konzertarena.

Ibiza, das steht für Sonne, Strand und vor allem für ausgeflippte Party People. Schon die Hippies entdeckten die Baleareninsel und kreierten auf ihr eine Mischung aus indischem Aschram und europäischer Interpretation des kalifornischen Lebensgefühls jener Tage. In den 1970ern und 1980ern eroberten Disco und Funk die Dancefloors der Insel, bis dann im Second Summer of Love 1988 von England kommend Acid House die Insel erreichte und dort prächtig gedieh. Seitdem ist Ibiza Mekka der House- und Elektroszene und wurde in den späten 1990ern Geburtsort des Club Del Mar-Sounds.

Auch heute noch gilt Ibiza als Hotspot der elektronischen Musik, das Partyvolk kommt besonders gern an die Platja d'en Bossa der direkt am Meer gelegenen Party- und Touristenmeile zwischen Stadt und Flughafen. Unsere Unterkunft war der dort gelegene Ushuaia Tower. Benannt übrigens nach der südlichsten Stadt in Südamerika. Statt Hippie-Charme und Aussteigertum regiert in diesem Fünfsternehotel der Luxus.

Dass die – laut Hausregel ausschließlich erwachsenen – Gäste mit einer Agenda ankommen, zeigt sich an der Ausstattung der Zimmer: Neben einer Bar, die eher maxi als mini ist, stehen Aromen und Kaugummis (à zehn Euro) zur Verfügung, die die Bewohner in die jeweils gewünschte Stimmung versetzen und Ähnliches versprechen wie die Red-Bull-Werbung. Eindeutig wird es beim „Sensual Kit“, das in der Silber-Edition Kondome und ein paar Hilfsmittel, die es auch im Drogeriehandel gibt, beinhaltet – was im Gold-Kit steckt, blieb uns mangels Zimmerkategorie verborgen. Dem Vernehmen nach werden die 50 Euro teuren Päckchen jedenfalls von den Gästen gern geöffnet.

Musik vom Pool bis Club

Abseits dieses Themenkomplexes – und des obligatorischen Sehen-und-gesehen-Werdens – dreht sich im Ushuaia Tower alles um Musik. Die Poollandschaft wird permanent von engagierten DJs beschallt, ja nach Tageszeit und Wochentag einmal härter, einmal (etwas) melodischer. Nur Sonntagvormittag ist die Lautstärke sehr dezent – man ist schließlich im katholischen Spanien. Am Nachmittag wird es wieder lauter. Damit das Ganze nicht eintönig wird, ergänzen immer wieder kurze Darbietungen die unablässigen Rhythmen, sei es ein furioser Geiger, der die elektronische Soundkulisse aufpeppt, seien es Tänzerinnen, die am Pool für Aufmerksamkeit sorgen. Schon das Frühstück (bis halb zwölf) wird mitunter von Livegitarrenklängen begleitet.

Mischpult in der Suite

Wer Ruhe sucht, kann gleich wieder packen. Die „Top of the World“-Suiten sind sogar mit eigener Anlage mit DJ-Mischpult ausgestattet. In diesem Ambiente stört sich auch niemand an den Flugzeugen, die alle paar Minuten über das Hotel hinwegdröhnen – man freut sich eher, dass man ob der Nähe zum Flughafen auf dem Weg ins Partyleben keine Zeit verliert.

Und dieses findet gleich nebenan im Außenbereich des Ushuaia Beach Hotel statt. Als die lokalen Behörden bezüglich öffentlicher Festivitäten restriktiver wurden, verlegte das Ushuaia-Management diese kurzerhand auf das hauseigene Gelände. Die täglich wechselnden Darbietungen von Szenegrößen wie David Guetta, Tinie Tempah oder Martin Garrix sind für Hotelgäste gratis. Sie mischen sich hier unter das lokale Partyvolk und Touristen anderer Resorts, denen die Events gegen einen gewissen Obolus offenstehen. Anlage und Stimmung gleichen einem ausgewachsenen Konzert.

Gespart wird weder mit Licht- noch mit Showeffekten, an Dezibel sowieso nicht. Bereits in der untergehenden Sonne tanzen die Massen. Die Details variieren je nach Motto. Beim Ants-Festival etwa sind Tänzer neben der Bühne als riesige Ameisen verkleidet.

Ameisen überall

Wie überhaupt der Ushuaia-Komplex eine unerklärliche Affinität zu Ameisen hat, die als Deko in der Lobby genauso zu finden sind wie – ebenfalls als Deko – an den Decken der Luxusapartments. Aber egal ob „Ants“, „Dystopia“ oder ein anderes Motto, um Mitternacht ist das Spektakel zu Ende.

Die Konzerte auf dem Ushuaia-Gelände sind nur das Vorprogramm für eine lange Nacht. Nach dieser Einstimmung wechselt man etwa in den nahegelegenen Hi Club. Die Location ist in der Szene noch als das legendäre Space bekannt, das mehrfach als bester Club ausgezeichnet wurde. Große Fußstapfen für den Hi Club, der sich in einem Ranking des „DJ-Magazine“ immerhin auf Platz fünf findet – der Ushuaia Club rangiert dort auf Platz zwei. Im Hi Club drängen sich die Partypeople – neben Engländern und Deutschen auch viele Spanier – auf zwei Dancefloors, wo Szenegrößen wie Black Coffee die Stimmung anheizen und exotische Tänzer das Publikum noch anspornen. Am heißesten her geht es im Wild Corner, einer von einem eigenen DJ beschallten Tanzfläche in einer WC-Anlage.

Dass diese weiter in Betrieb ist, darf nicht stören. Wer ein wenig chillen mag, begibt sich in die gemütlichen Gärtchen oder auf eine kleine Terrasse, die zum Club gehören, und mischt sich dort unter das Volk. Die kreativ-freizügigen Outfits in Kombination mit der Musik lassen Assoziationen mit der Regenbogenparade aufkommen – freilich ohne deren politische Agenda. Outfits, die einem in ähnlicher Form durchaus ein paar Stunden später beim Frühstück wieder begegnen. Ganz passend – in Ibiza ist schließlich rund um die Uhr Partytime.

BALEARENPARTYEILAND

Ibiza gilt als Insel der „Reichen und Schönen“, die im Sommer, oder auch ganzjährig, dort ihr Domizil haben. Von den 140.000 Einwohnern der Insel leben etwa 50.000 in der südlich gelegenen Stadt Ibiza. Dazu kommen bis zu 80.000 Touristen (Anzahl der Gästebetten).

Zu den Hotspots für jüngeres Partypublikum zählt Platja d'en Bossa, ein Urlaubsort am gleichnamigen Strand zwischen Ibiza-Stadt und dem Flughafen. Eine besonders bei Briten beliebte Partydestination ist Sant Antoni de Portmany. Im Hinterland sowie Westen und Osten ist es ruhiger. Im Südosten ist es vielfältig. Neben familientauglichen Unterkünften finden sich auch Spuren der Hippie-Communitys. Im südlichen Santa Eurlària fühlen sich Best Ager wohl.
Hotel: www.theushuaiaexperience.com

Anreise: Transfer nach Ibiza bieten zahlreiche (Billig-)Fluglinien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2018)

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