Alfred Hitchcock sitzt in der Lobby

Blick auf San Sebastián.
Blick auf San Sebastián.Reuters
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In San Sebastián kann man nicht nur sehr gut essen, sondern auch filmreif schlafen.

San Sebastián. „Mit welchem Star möchten Sie heute Abend zusammen sein?“, fragt José an der Rezeption augenzwinkernd. Julia Roberts auf Zimmer 507 und Glenn Close auf 707 wären noch zu haben, ebenso Woody Allen und Richard Gere. Nun ja, keiner der vier ist persönlich da, aber sie grüßen von großformatigen Fotos über dem Bett, sobald der Gast die in Teak- und Brauntönen gestylten Zimmer und Suiten betritt. Neben den Bildern steht eine kleine Geschichte über den Leinwandstar oder Regisseur, und Alfred Hitchcock grüßt in seiner Suite noch gerahmt als Nachttischfoto.

Auf die Idee kamen die Macher des Hotels, weil das Astoria7 einst eines der bekanntesten Kinos in San Sebastián war. Also wurde das Thema Film beim Umbau konsequent durchs ganze Haus gezogen: Zelluloidrollen schlängeln sich durch die Blumenarrangements auf den Tischen, die Deckenlampen im Foyer erinnern an Filmscheinwerfer mit ihren typischen Schirmen davor, um das Licht milchig-milde zu machen. Auf den „Bitte nicht stören“-Schildern wieder Hitchcock – mit Zeigefinger vor den Lippen: „Silence, we are rolling.“ („Ruhe, wir drehen.“)

Mit Stars und Gästen verhält es sich genau umgekehrt wie auf Filmfestivals: Im Astoria7 kann jedermann nächtigen, von den Stars jedoch sind nur solche „im Haus“ zugelassen, die schon einmal auf dem alljährlich im September stattfindenden Filmfestival San Sebastián waren. Wer seinen Kinoliebling nun vermisst, kann ihn sozusagen mieten: In einer riesigen Filmsammlung zum kostenlosen Ausleihen für Hotelgäste sind viele Kinoklassiker von „Metropolis“ bis „Pretty Woman“ dabei.

In der Bibliothek stehen alte Projektoren, Filmdosen, Teile von Kameras – wahrscheinlich aus Stummfilmtagen – und gewaltige Lichtregler mit Holzknauf in den Regalen. Davor schaut Liz Taylor so streng von einem großformatigen Foto, dass man ihrem Blick kaum standhält. Die Hintergrundmusik stammt ebenfalls aus Filmen. Im Lift schließlich darf sich jeder Hotelgast selbst als Filmstar fühlen: Auf der Fototapete sind Reporter mit Kameras zu sehen, die den Fahrstuhlgast belagern.

Ach ja, und im Foyer, neben der Toilette, sitzt Alfred Hitchcock lebensgroß als Puppe mit Drehbuch in einem Kinosessel. Der Platz neben ihm ist selten frei – fast jeder Hotelgast möchte dieses Erinnerungsfoto. Wer auf diesen Schnappschuss warten muss, geht einfach drei Schritte weiter ins Kino – am Eingang des Hotels laufen rund um die Uhr Filme, projiziert auf die weiße Wand neben dem Frühstücksraum.

Infos unter: www.astoria7hotel.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2018)

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