Bibione: Der Hausmeisterstrand wird zum Fitnessstudio

Beach-Fitness-Festival
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Heute spricht man in Bibione eher aktive Familien und sportliche Hedonisten an. Unter anderem im Herbst mit dem größten Beach-Fitness-Festival weit und breit.

Auch wenn die beliebten Badeorte der nördlichen Adria momentan von der Unsicherheit anderswo und der Unlust der Reisenden, sich der Pein von Charterflügen zu unterwerfen, profitieren, können sie doch nicht auf der faulen Haut liegen. Deshalb haben sie in den letzten Jahren ihre Marken geschärft: Lignano versucht, mit Beachpartys zu punkten, Jesolo setzt auf moderne Architektur, Bibione hat sich ganz dem aktiven, sportlichen Strandurlaub verschrieben. Besonders in der Vor- und Nachsaison bietet eine Vielzahl von Veranstaltungen Bibiones Gästen Gelegenheit, ihren Körpern Gutes zu tun. Gastronomen und Hoteliers dürfen sich über die verlängerte Saison freuen.

Nicht, dass der Ort ohne diese Events ausgestorben wäre, Familien mit kleinen Kindern wissen die frühere Dämmerung zu schätzen, das Hotel San Michele hat sich darauf eingestellt: Es steht neben den obligaten Fahrrädern die gleiche Anzahl von Buggys gratis zur Verfügung. Mit ihnen kann man die Kleinen durch die Stadt oder an den Strand chauffieren, während man mit dem Fahrrad nicht nur kommod bis zum Leuchtturm an der Mündung des Tagliamento gelangt. Nein, man kann dank der Radfähre auch an den Lido von Lignano übersetzen. Und, so man es sportlich anlegen möchte, weiter nach Marano mit seinem Nationalpark und dann durch die Felder des Hinterlandes entlang der Bewässerungskanäle retourradeln. Auch in Richtung Westen ist das Radwegenetz ausgebaut, doch im September radelt seltener ein Gast bis ans Ende des Lido in Pineda, zu verlockend sind nämlich die Angebote am Strand.

Beachvolley-Rekord

Gleich nach dem letzten Hotel, vor dem weitläufigen Park der Bibione Thermae, beginnen sich bereits am frühen Morgen die ersten Teams um den Einzug in die nächste Runde des Beachvolley-Marathons zu matchen. Wobei die Bezeichnung nicht für besonders lange Matches steht, im Gegenteil, es gilt, keine Zeit zu verlieren, immerhin handelt es sich um das größte Turnier seiner Art weltweit. Allein im Doppel treten in der ersten Runde 300 Paarungen an, dazu kommen noch die Dreier- und Vierermatches. „Wir sind zwar hier auf Urlaub“, erklären Chris und Markus, „aber etwas Besseres als solch ein Volleyballturnier an der Adria können wir uns einfach nicht vorstellen.“ Da sind sie nicht die Einzigen – 20.000 Besucher hat man beim letzten Mal begrüßen dürfen, nicht alle sportlich ambitioniert wie die beiden Dortmunder, die zu Hause in der Landesliga spielen, aber durchaus mit ähnlich gelagerten Interessen. „Wir wollen's heuer unbedingt wieder auf den Centre-Court schaffen, dazu müssen wir die Vorrunden erfolgreich erledigen. Erstes Match um halb neun, das schaffen wir, auch wenn wir in der Früh auf allen vieren zum Platz kommen.“ Denn: „Party muss auch sein.“

Während die Musik vom Centre-Court nur relativ dezent hinüber zu den unzähligen Plätzen am Strand hinüberweht, werden die Sounds, welchen man im Beach-Fitnessbereich huldigt, mit abnehmender Entfernung immer mitreißender. Immer wieder vermischt der Wind die Rhythmen miteinander, wenig verwunderlich, auf 13 Bühnen plus einem Pool zeigen durchtrainierte Präsentatoren, was man mit seinem Körper unter Zuhilfenahme unterschiedlichster Sportgeräte alles treiben kann. Das beginnt mit dem allseits beliebten Zumba und Pilates; auf den bekannten Kunststofftreppchen macht man jetzt Stepissimo, nebenan lernt man Aerodancehouse kennen, Sambafit, Reggaeton-Fitness, Salsation oder Reejam, die Namen all dieser Sportarten sind geschützt. Nur die Spritz-Danceparty nicht, sie verdankt ihren Namen dem Sponsor.

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Motivation durch die Gruppe

Ganz gleich, wie die Methoden auch heißen mögen, auf den extra auf dem Sand ausgelegten Holzböden drängen sich die Menschen, jeweils sicher weit über hundert, wobei oben genannte Sportarten zum Großteil weiblichen Zulauf finden. Bei Thai Fit Functional, Boxe-up oder der Group Boxing Academy – alles wieder, der Ordnung halber, mit einer Registered Trademark – machen deutlich mehr Männer elegant und im Stil von Kampfsportarten etwas für ihr Wohlbefinden. Wobei ganz offensichtlich keine der Aktivitäten der Attraktivität abträglich ist. Man sieht fast nur glückliche Menschen, hier, in der großen Gruppe, ist die Motivation eindeutig eine höhere, selbst Trainingsmuffel lassen sich da nur zu gern vom Trainingsfleiß anstecken.

Er reißt sogar introvertierte Einzelgänger mit, die eben frühmorgens zum Yoga joggen, anschließend vielleicht durch die Pinienwälder an einen kaum belegten Strandabschnitt radeln. Oder die Gunst der Stunde nutzen. Während die Mehrheit sich nämlich bei der Beach-Fitness tummelt, ist es in der Therme besonders ruhig, da hat man das riesige Thermalwasserbecken beinahe für sich allein, auch bei den Wellnessanwendungen und im Spa-Bereich muss man nicht lang warten.

Und wenn dann am Abend doch wieder die Sehnsucht nach Gesellschaft und Trubel aufkommt, begibt man sich einfach in die Stadt. Sie liegt ja praktischerweise parallel zum Strand hinter den Hotels, vielleicht tanzt ja auch gerade wieder einer der Instruktoren von „Ballando con le stelle“, dem italienischen Pendant zu „Dancing Stars“, auf der Bühne und reißt ein paar Amateure mit. Auch so kann man seinen Körper in Schwung bringen, noch dazu bekleidet und im Schutze der Nacht. Danach darf man sich auch ruhigen Gewissens im Peperoncino ein Fritto misto oder in der Cortina Bar einen Drink gönnen, Geschmäcker sind nun einmal verschieden.

SPORTLICH, SPORTLICH

Aktiv: Die Saison läuft noch länger. Einige Sportbewerbe. www.bibione.com, www.bibione.eu, www.beachfitness.it

Tipp: Hotel San Michele: Topradfuhrpark. bike.hotelsanmichele.com

Marina Azzura Resort: Coole Hausboote. www.marinazzurraresort.com

Hinweis: Die Recherche wurde von Bibione unterstützt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2018)

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