Unterwegs

Staunt, verweilt!

Segway-Roller auf der Akropolis
Segway-Roller auf der Akropolis APA/AFP (ANGELOS TZORTZINIS)
  • Drucken

Ich habe mein Innerstes befragt, was ihm an Segway-Rollern so missfällt. Hier die Antwort.

Sie werden mich jetzt gleich für einen frustrierten Griesgram halten, der anderen keinen Spaß gönnt. Aber es hilft nichts: Touristentrupps auf Segway-Stehrollern nerven mich. Stadterkundungen per Tuk-Tuk-Rikschas noch mehr. Und erst recht grölend verabschiedete Junggesellen auf Bierbikes oder hupende Trabi-Safaris (beides beliebt in Berlin). Ja, ich gestehe, sogar das harmlose Hop-on-hop-off-Gehopse mit diesen bunten Doppeldeckerbussen weckt in mir seltsamen Ingrimm und vage Aversion. Ich habe mein Bauchgefühl einem gewissenhaften Ressentiment-Check unterzogen. Das Ergebnis war negativ. Also bleib ich dabei, muss mich aber rechtfertigen.

Mit etwas Pathos: Es geht um Reste von Respekt vor unseren Innenstädten, dem stolzen Erbe Europas. Dass nur mehr Reiche und Hotelgäste sie bevölkern: Haken drunter. Dafür ist ja auch jedes Haus herausgeputzt, dafür leben wir gottlob in einer Wohlstandsgesellschaft. Dass Menschen aus allen Weltgegenden ihre Straßen bevölkern: So soll es sein. Stadtzentren gehören den Bürgern. Und da die Welt ein Dorf geworden ist, kommen wir Weltbürger auch auf dem Dorfplatz zusammen.

So weit, so gut – aber bitte nicht weiter. Eine Stadt ist kein Vergnügungspark. Keine beliebige Kulisse für flüchtigen Fun. Kein historisches Disneyland mit spaßigem Equipment für den Ruckzuckzugang. Kein Sightseeing-Fast-Food zum flotten Abhaken von „Wo ich schon überall war“-Listen. Es ist doch so schön hier. Kommt zur Ruhe, staunt, verweilt. Und fahrt mir bitte nicht ständig mit euren verdammten Segway-Rollern über die Zehen.

karl.gaulhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.