Gaby's Deli

Soho unterliegt derzeit einer massiven Erneuerung und Gentrifizierung.
Soho unterliegt derzeit einer massiven Erneuerung und Gentrifizierung.(c) imago/PA Images (Richard Gray)
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In Londons Ausgehviertel Soho sperrte nach mehr als 50 Jahren das legendäre Gaby's Deli – ein wahrer Laden feiner Kost.

Den Brexit werden wir schon irgendwie überstehen. Aber leicht wird es nicht. In die Serie von Hiobsbotschaften reihte sich kürzlich die Nachricht über die Schließung von Gaby's Deli, einem legendären Lokal im Londoner Ausgehviertel Soho. In 53 Jahren hatte sich der Laden als Fixpunkt feinster jüdisch-nahöstlich-mediterraner Küche etabliert.

Besonders wer vor oder nach einer Vorstellung in einem der vielen umliegenden Theater einen schnellen, deliziösen und wohlfeilen Happen suchte, wurde bei Gaby's nie enttäuscht. Klassiker wie Falafel, Hummus, Tahina oder Latkes bot die Karte ebenso wie Salt-Beef-Sandwich, Hühnerleber und Hungarian Goulash. Ein Restaurantkritiker des „Daily Telegraph“ lobte Letzteres einmal als „Seelenwärmer“.

Fotos und Zeitungsausschnitte an den Wänden zeigten, dass Gaby's nicht nur bei Theaterbesuchern, sondern auch bei Stars und Politikern hoch im Kurs stand: Vanessa Redgrave, Boris Johnson, Jeremy Corbyn und Ken Livingstone waren mit Eigner Gaby Elyahou zu sehen. Im Alter von 82 Jahren beschloss der irakische Jude, der 1965 nach London gekommen war, nun in den Ruhestand zu treten.

Soho, das derzeit einer massiven Erneuerung und Gentrifizierung unterliegt, verlor damit einen weiteren Ort, wo noch nicht alles im Mainstream gleichgeschaltet und standardisiert war. In einem Ozean an Beliebigkeitslokalen der Belang- und Geschmacklosigkeit war Gaby's noch ein echtes Deli, voller Leben und Unvollkommenheit. Und damit ebenso perfekt wie unersetzlich.

aussenpolitik@diepresse.com

Nächste Woche: Jutta Sommerbauer

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2019)

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