Skicross im Selbstversuch – Tipps, Tricks & blaue Flecken

"Die Presse"- Redakteur im Skicross-Selbstversuch
"Die Presse"- Redakteur im Skicross-SelbstversuchFoto: Audi
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Auf über 2.000 Höhenmeter sind die Bedingungen noch optimal: Fürs Skifahren, aber auch fürs Skicrossen, eine Freestyle-Sportart, die immer beliebter wird. In Obergurgl im Tiroler Ötztal etwa liegt derzeit noch ausreichend Schnee.

Beste Bedingungen, vor allem vormittags, wenn die Sonne scheint und der Schnee besonders griffig ist. Rein in die Gondel  – in unserem Fall geht es sogar mit dem ÖSV Skicross-Team zur Strecke.

Oben angelangt, liegt der Startbogen zum Skicross-Erlebnis rechts von der normalen Skipiste: Ein Skicrosslauf besteht in der Regel aus steilen Kurven und Sprüngen, im Wettkampf starten vier Läufer gleichzeitig, aus jeweils einer Startbox.  Mit der Profi-Skicrosserin Katrin Ofner wird erst einmal die Strecke besichtigt:  Start, Sprung über die Freestyle-Box (Achtung sehr rutschig!), geradeaus, Kurve links, Kurve rechts, links, Kreisel nach rechts, durch den Tunnel, rechts, links und durchs Ziel. Die Streckenführung – nicht sonderlich aufregend, aber für Skicross-Anfänger genau richtig.

„Gewicht auf den Außenski und Hüfte nach innen drücken!“

Nach der Besichtigung und der ersten Probefahrt gibt Ofner, die mit 17 Jahren erstmals im Weltcup dabei war und mittlerweile zu den Erfahrenen im ÖSV-Skicross-Team gehört, ein paar Tipps, wie man schneller durch die (Steil)Kurven kommt: Man soll Druck auf den Außenski ausüben und möglichst die Hüfte nach innen in die Kurve rein drücken. Aber auch nicht zu viel Hüfte!

„Ihr könnt probieren, am Anfang der Kurve weiter außen anzusetzen und dann nach innen zu ziehen und die Kurve rein zu schneiden,“ sagt Ofner. Außerdem sei es wichtig, an langsamen Stellen in möglichst tiefer Hocke zu fahren, die Hände nach vorne zu strecken und die Stöcke steil nach oben anzustellen. „Und macht euch nichts daraus, den Schwung vor dem Tunnel kann keiner so wirklich mitnehmen.“

Mit den Profi-Tipps geht es tatsächlich besser und schneller. Man merkt, wie der Außenski bei Belastung beschleunigt und die Kurven immer enger fahrbar werden, wenn man nach Formel 1-Prinzip kurz davor etwas ausholt. Beim Skicross geht es übrigens nicht um die Zeit, sondern darum, als Erster oder Zweiter durchs Ziel zu kommen: denn nur die ersten Beiden im Ziel kommen im k.o.-Modus weiter.

Zwei gelbe Karten sind eine Rote

Apropos gleichzeitig fahren: Wie ist das eigentlich mit dem Körpereinsatz im Wettkampf? „Körpereinsatz ist grundsätzlich schon erlaubt, es kommt nur drauf an, ob man jemanden unnötig hinten drauf fährt. Das wird dann auch geahndet,“ so Ofner. Bei Verstößen gibt es wie im Fußball gelbe Karten und bei zwei gelben die rote Karte.

Voll motiviert, die neu gelernten Tipps auszuprobieren, geht es auch auf der normalen Piste hinunter zum Lift-Einstieg im „Skicross-Modus“. Am frühen Vormittag ist sonst fast niemand auf der Piste. Rechts carven, links carven, rechts, links. Zack, das war zu viel des Guten. Der Innenski rutscht weg, der übermotivierte Skicross-Neuling küsst den harten Schnee. Linker Oberschenkel und Hüfte schmerzen. Doch die Skier sind noch dran und die Sonne scheint, weiter geht's.

"Die Presse"- Test: Skicross-Selbstversuch
"Die Presse"- Test: Skicross-SelbstversuchFoto: Audi

Allen, die den im Wettbewerb extrem wichtigen Start von der Vierer-Startrampe versuchen wollen, sei gesagt: Die Athleten wissen nicht genau, wann die Klappe nach unten geht und sie aus der Startbox raus schnalzen müssen. „Zwischen einer und fünf Sekunden ist alles möglich,“ so Ofner. „Ihr habt ja keine Ahnung, wie lange fünf Sekunden sein können!“ Beim Start sei zudem wichtig, gewisse Muskelgruppen wie den Rücken und die Oberarme voll angespannt zu halten. Die Reaktionszeit ist das Um und Auf. Der Start wird von den Profis deshalb sogar im Sommer auf rutschigen Plastikmatten trainiert.

Zwei, drei Runden Skicross später macht der Cross-Kurs immer noch Spaß. Wer den Speed, steile Kurven und den einen oder anderen Sprung beim Skifahren schätzt, für den ist Skicross eine spannende Abwechslung. Blaue Flecken hin oder her – am Ende bleibt ein Grinsen im Gesicht und die Lust auf mehr Cross. Die nächste Ski(cross)-Saison kommt bestimmt.

(witt)

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