Historische Schönheiten, per App befeuert

Géraldine Förster und Roland Leitner haben sich auf das Restaurieren antiker Kachel- und Künstleröfen spezialisiert. Diese werden aber nicht nur auf althergebrachte Weise wieder voll funktionstüchtig gemacht.

Auch für sie ist die Vorweihnachtszeit mit Mehrarbeit verbunden: Kachelöfen und Kamine erfreuen sich über die Feiertage besonderer Beliebtheit. „Bei uns hat die Saison im Dezember wieder richtig begonnen“, berichtet Géraldine Förster. Denn von jenen Kunden, die mit einem Innenarchitekten zusammenarbeiten, einmal abgesehen, kommen viele erst dann zu ihr, wenn es kalt wird. Und können dort ganz besondere Exponate der Kachelofenkunst bestaunen: Über 50Modelle stehen in dem Traditionsgeschäft an der Währinger Straße. Die ältesten sind bis zu 400 Jahre alt, die „jüngsten“ um die 100 – und alle voll funktionstüchtig, wie die Geschäftsführerin, die das über 100 Jahre alte Familienunternehmen von ihrem Vater, einem Hafnermeister, übernommen hat, versichert.

Nicht nur für Pyromanen

„Im Geschäft stehen die Kachelmäntel, für die der Schamottfeuerungsraum und die Heizzüge dann nach Maß angefertigt werden“, erklärt sie. Wobei längst nicht mehr alle, die einen altehrwürdigen Ofen wollen, auch an traditionellen Heizmethoden interessiert sind. „Alternativ kann man die Öfen auch mit einer Zwei-Kilowatt-Elektroheizung ausstatten“, so Förster. Was den Vorteil hat, dass man sie nicht an einen Schornstein anschließen muss. Eine Tatsache, die die Kunden von Roland Leitner, der sich auf Künstleröfen aus der Zeit von 1900 bis 1935 spezialisiert hat, ebenfalls zu schätzen wissen. „Ich habe auch schon derartige Öfen in einem Wintergarten platziert“, berichtet der Inhaber der Firma Antike Kachelöfen im oberösterreichischen Lambach. Außerdem kann die elektronische Variante an die Haustechnik angeschlossen und beispielsweise per App betrieben werden. Was keine Einbußen in der Qualität der Wärme zur Folge hat: „Dem Kachelofen ist es egal, woher die Wärme kommt“, so Förster, „aber bei den Kunden scheiden sich da die Geister. Manche sind noch Pyromanen und wollen richtiges Feuer.“ Einigkeit herrscht bei den Kunden allerdings bei der Wertschätzung für die antiken Stücke – und diese steigt wieder deutlich an. „Da hat sicherlich auch die Retrowelle unser Geschäft beflügelt“, meint Förster. „Unsere Kunden sind glücklich, wenn sie ein Haus von 1880 haben und dann das passende Stück dazu finden.“ Auswahl genug haben sie, denn die Kollektion in Försters Geschäft besteht aus Jugendstil-, Biedermeier- oder Wiener Stadt- und historischen Rundöfen; bei Leitner finden sich Exponate von Dagobert Peche, Otto Prutscher, Vally Wieselthier, Josef Hoffmann, Emilie Schleiß, Robert Obsieger, Hertha Bucher, Michael Powolny, Bertold Löffler – wobei im Geschäft mit Antiquitäten natürlich nicht immer alles vorhanden sein kann. Denn die Kunst besteht darin, die besonderen Stücke zu finden – oder sich von ihnen finden zu lassen. Ein Luxus, den Förster genießen kann, weil der Name ihres Familienunternehmens in Wien eine so lange Tradition hat, dass sich viele Verkäufer entsprechender Objekte direkt an sie wenden. Leitner spürt seine Raritäten auf, wenn Häuser verkauft werden, „da muss man aber sehr schnell sein“, berichtet er. Angebote gäbe es eher selten, vor allem sei es immer eine Herausforderung, die entsprechenden Dokumente zu finden, um die Öfen auch tatsächlich einem bestimmten Künstler zuordnen zu können.

Wenn die alte Schönheit wieder hergestellt und das Innenleben funktionstüchtig ist, kommen die Öfen zu Preisen ab 5000 Euro auf den Markt und sind weltweit gefragt: Bis nach Südafrika und in die USA haben Förster und Leitner ihre historischen Öfen bereits verschifft. (sma)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2017)

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