Rauer Wind für Bausparverträge

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Die meisten Bausparkassen bieten nur mehr einen Fixzinssatz von unter zwei Prozent. Die Kapitalertragsteuer frisst die staatliche Prämie fast gänzlich auf.

[Wien/ker] Die Zinsen purzeln. Und das macht leider auch vor den beliebten Bausparverträgen nicht halt. Die Bausparkassen schrauben reihenweise die fixen Zinssätze nach unten. Den Anfang hat die Allgemeine Bausparkasse (ABV) gemacht und den Zins für einen sechsjährigen Bausparvertrag auf 1,75 Prozent pro Jahr reduziert. Die S-Bausparkasse musste nachziehen. Sie bietet für den Fixzins-Bausparvertrag nur mehr 1,5 Prozent jährlich.
Was bedeutet das in der Praxis? Denn beim Bausparen ist der Zinsertrag nur ein Aspekt. Andere wichtige Komponenten sind die staatliche Prämie, die jährlichen Kontoführungskosten und die Kapitalertragsteuer. Aber der Reihe nach. Ein Szenario: Ein Anleger zahlt jährlich 1200 Euro in den Bausparvertrag ein. Und das über die Laufzeit von sechs Jahren. Das heißt, er steckt insgesamt 7200 Euro in das Produkt. Macht er damit ein gutes Geschäft?

► Zinsertrag: Die 1200 Euro werden jährlich mit 1,5 Prozent verzinst. Hinzu kommt der Zinseszinseffekt, da die verdienten Zinsen jährlich mitgenommen werden. Am Ende der Laufzeit macht der Bruttozinsertrag rund 390 Euro aus. Dieser Betrag sagt wenig aus.
► Steuer: Denn vom Zinsertrag wird die Kapitalertragsteuer (KESt) abgezogen. Macht jährlich minus 25 Prozent von den Zinsen. Damit erbringt der Anleger eine Steuerleistung von fast 100 Euro während der Laufzeit.

► Staatliche Prämie: Sie war in der Vergangenheit das Lockangebot schlechthin. Der Staat schenkt den Inhabern von Bausparverträgen Geld, nämlich die jährliche staatliche Prämie. Bis vor Kurzem machte diese Prämie drei Prozent aus. Also 36 Euro pro Jahr. Mittlerweile hat sie der Gesetzgeber auf 1,5 Prozent gestutzt, macht somit nur mehr 18 Euro (bei einer Einzahlung von 1200 Euro jährlich). In den sechs Jahren summiert sich die Prämie also auf 108 Euro. Somit holt sich der Staat über die Steuer fast die gesamte Prämie wieder zurück.

► Kontoführungsspesen: Neben der Steuer gibt es einen weiteren Abzug. Und zwar die Kontoführungsspesen. Die liegen bei allen Anbietern im Bereich von fünf Euro pro Jahr. Das ergibt ein Minus von 30 Euro.

► Rendite: Was bleibt am Ende schlussendlich übrig? Ein Ertrag nach Kosten und Steuern von rund 370 Euro. Das ergibt eine effektive Verzinsung von jährlich knapp 1,4 Prozent. Wenn die jährlichen Inflationsraten bei 2,5 Prozent liegen wie im vergangenen Jahr, dann erleidet der Anleger einen relativ deutlichen Realverlust.

Mehr Zinsen bei Wüstenrot


Der einzige Anbieter hierzulande, der beim Bausparen noch einen Fixzins von zwei Prozent jährlich garantiert, ist die Bausparkasse Wüstenrot. Der Zinsertrag ist hier logischerweise deutlich höher. Damit ergibt sich aber auch die sonderbare Konstellation, dass sich der Staat über die Zinssteuer mehr zurückholt, als er vorher über die staatliche Prämie „verschenkt“ hat. Die Steuer macht nämlich 130 Euro aus, die Prämie dagegen nur 108 Euro.
Aber egal, die Nettoverzinsung ist trotzdem noch deutlich besser. Nach Abzug von Kosten und Steuer macht sie bei Wüstenrot 1,8 Prozent jährlich aus. Der reale Kaufkraftverlust ist hier also geringer als bei der S-Bausparkasse oder bei der ABV.
Bei der Raiffeisen Bausparkasse gibt es einen Fixzinssatz von 1,5 Prozent pro Jahr. Hier zahlt man allerdings den gesamten Ansparbetrag, 7200 Euro, auf einmal zu Beginn ein und nicht jährlich.
Keine Frage, Bausparen ist volkswirtschaftlich sehr sinnvoll. Das Geld, das der Anleger in die Bausparkasse steckt, bekommt ein anderer in Form eines Bauspardarlehens etwa für den Hausbau ausbezahlt.
Somit landet das Kapital in der Realwirtschaft und versinkt nicht irgendwo in Spekulationsgeschäften an fernen Börsen. Allein im Vorjahr haben die vier heimischen Bausparkassen der Bauwirtschaft 3,069 Milliarden Euro an Finanzierungsleistung zur Verfügung gestellt. Einlagen von 19,96 Mrd. Euro stehen Ausleihungen von 19,32 Mrd. Euro gegenüber.

Wirft Sparbuch mehr ab?


Aber für den Anleger stellt sich schon die Frage: Bringt ein einfaches Sparbuch mehr als die effektiven 1,4 Prozent, die man für einen Bausparvertrag mit 1,5-Prozent-Verzinsung bekommt? Schließlich bieten einige Direktbanken derzeit noch einen jährlichen Zinssatz von 1,6 Prozent (wenn man das Geld für ein Jahr bindet). Zum Vergleich: Wenn man für ein Sparbuch heuer 1,6 Prozent und danach beispielsweise fünf Jahre lang zwei Prozent jährlich an Zinsen bekommt, erzielt der Anleger einen etwas höheren Ertrag als beim 1,5-Prozent-Bausparvertrag.

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