Angst vor Preisverfall bei Rohstoffen

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Grundstoffe. Chinas Wirtschaft wächst– aber weniger stark als erwartet. Das könnte den Rohstoffpreisen zusetzen. Die Citigroup sieht ein Ende des Superzyklus.

Frankfurt/Bloomberg/B.l. Weniger Infrastrukturinvestitionen in China signalisierten ein Ende für das „Jahrzehnt der Rohstoffnachfrage“. Das zumindest behauptet Milliardär und Hedgefonds-Manager Stanley Druckenmiller. Auch die Analysten der Citigroup sehen ein Ende des Booms.

Der Economic Surprise Index der Citigroup für China, der misst, wie die tatsächlichen Wirtschaftsdaten von den Erwartungen der Analysten abweichen, ist zuletzt auf den niedrigsten Stand seit Oktober gefallen. Das Wachstum war hinter den Erwartungen vieler Analysten zurückgeblieben. Doch China ist einer der wichtigsten Abnehmer für Rohstoffe weltweit. Wächst die Wirtschaft nicht so rasch wie erwartet, könnte auch die Nachfrage nach Rohstoffen hinter den Erwartungen zurückbleiben. Und diese Erwartungen sind zum Teil bereits in den Rohstoffpreisen widergespiegelt.

Der Rückgang des Economic Surprise Index könnte demnach ein Vorbote für weitere Verluste beim GSCI Spot Index von Standard & Poor's sein. Dieser bildet die Entwicklung von 24 Rohstoffen ab, er büßte vergangenen Monat 4,7 Prozent ein. Das war der stärkste Einbruch in nahezu einem Jahr.

„Der Wechsel hin zu konsumgetriebenem Wachstum, weg von Infrastruktur-Ausgaben schafft einen Giftcocktail für Rohstoffe“, sagte Druckenmiller diese Woche.

Preise waren 2008 am höchsten

„Citi rechnet damit, dass 2013 das Jahr wird, in dem die Todesglocken für den Rohstoff-Superzyklus läuten, dessen Abenddämmerung schon zur Genüge festgehalten wurde“, erklärten die Analysten um Edward L. Morse, den weltweiten Chef für Rohstoffanalyse bei der amerikanischen Großbank, in einem Bericht vom 12. April dieses Jahres. Den Citi-Experten zufolge wird es „deutlich mehr Verlierer als Gewinner“ bei den Rohstoffen in diesem Quartal geben. Die Preise für die meisten Industrie- und Edelmetalle werden der Prognose nach wohl weiter fallen. Seit seinem Höchststand im Jahr 2008 hat der Rohstoffindex um fast 30 Prozent nachgegeben. Heuer beläuft sich das Minus beim GSCI Spot Index bis dato auf 1,8 Prozent, während die Aktienbörsen zumeist im Plus liegen.

Nicht alle sind so pessimistisch. Goldexperte Uwe Bergold von Global Resources Invest, der kürzlich in Wien einen Vortrag hielt, glaubt etwa, dass der Aufbau einer Blase bei Rohstoffen erst bevorstehe, während sie bei Aktien und Immobilien schon geplatzt und bei Anleihen auf dem Höhepunkt sei.

Generell sind aber Rohstoffinvestments keine Absicherung gegen Börsencrashs. Als im Jahr 2008 die Finanzkrise ausbrach, rasselten sowohl Börsen als auch Rohstoffpreise in die Tiefe. Auch können Kleinanleger – sieht man von Goldmünzen ab – meist nur indirekt in Rohstoffe investieren. Etwa über Aktien von Rohstoffunternehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2013)

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