Bankhaus Spängler verwaltet Vermögen online

Zenz ist davon überzeugt, dass er online auch Menschen ansprechen kann, die sich selbst nie als Privatbankkunden sehen würden.
Zenz ist davon überzeugt, dass er online auch Menschen ansprechen kann, die sich selbst nie als Privatbankkunden sehen würden.(c) PEROUTKA Günther
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Das Bankhaus Spängler führt als erstes österreichisches Institut eine Online-Vermögensverwaltung ein und setzt somit auf einen Trend, der vor knapp zehn Jahren in den USA seinen Anfang nahm. Ab 30.000 Euro ist man dabei.

Wien. Als Anfang Februar die Aktienkurse weltweit purzelten, gerieten viele Privatanleger in Panik. Da liefen die Telefone bei den Vermögensverwaltern heiß. Besonders heiß her ging es aber bei den automatisierten Vermögensverwaltern. Bei den großen US-Häusern Betterment oder Wealthfront war der Ansturm so hoch, dass die Internetseiten kollabierten. Plötzlich konnten die Kunden nicht mehr online nachsehen, wie es um ihr Depot steht. Die Online-Vermögensverwalter bestanden die erste Feuerprobe mit Ach und Weh.

Dennoch wird diese Episode dem Siegeszug der Vermögensverwaltung per Mouseklick keinen Abbruch tun, sind sich Finanzexperten einig. Und was vor knapp zehn Jahren in den USA seinen Anfang nahm, ist nun in Österreich angekommen. Ausgerechnet das älteste Bankhaus Österreichs, die Spängler Bank in Salzburg, bietet seit Kurzem ihre Online-Vermögensverwaltung „Carl“ an. Vorstandschef Werner Zenz will das Bankhaus „zu einer digitalen Marke“ führen. Helfen soll ihm dabei Carl Spängler, er hat die Bank vor 190 Jahren gegründet und feiert jetzt als Namensgeber des neuen Online-Tools eine virtuelle Auferstehung.

Mit wenigen Klicks sollen also Kunden ihr Vermögen von mindestens 30.000 Euro online verwalten lassen. Das Ganze sei natürlich mit der Finanzmarktaufsicht abgestimmt, die Kunden müssen sich per Video legitimieren und durchwandern online sämtliche Sicherheits- und Risiko-Checks.

Spängler setzt wie die meisten Online-Verwaltungen auf ETF-Portfolios und bietet das neue Produkt zu einem Pauschalpreis von 1,2 Prozent an. Ab einer Einlage von 300.000 Euro machen die Spesen 0,95 des verwalteten Vermögens aus. „Früher hat man Filialen gegründet, heute schafft man digitale Kanäle“, sagt Zenz. In den ersten Wochen seien online bereits einige Abschlüsse gemacht worden. „Wir können nun neue Zielgruppen und Zielmärkte erreichen“, sagt er.

Ziel ist realer Vermögenserhalt

Und wenn es einmal kracht wie Anfang Februar? „Wenn man will, kann man auch persönliche Beratung telefonisch in Anspruch nehmen“, sagt Zenz. Das ist nicht bei allen Online-Vermögensverwaltungen möglich. Zenz ist davon überzeugt, dass er online auch Menschen ansprechen kann, die sich selbst nie als Privatbankkunden sehen würden. „Viele glauben, man kann erst ab einer Million kommen“, erzählt er. Tatsächlich beginnt auch die klassische Vermögensverwaltung bei Spängler ab 100.000 Euro.

Was unterscheidet das Online- vom Offline-Angebot? Online gibt es ein ETF-Portfolio, im klassischen Bereich sei die Produktpalette deutlich breiter und individueller. Aber eines hält Zenz fest: „Überall ist Spängler drinnen.“

„Vermögensverwaltung klingt defensiver, als es ist“, sagt er. Tatsächlich steckt hier aktives Risikomanagement drinnen. Das Mindestziel sei immer, nach drei Jahren einen realen Vermögenserhalt zu erreichen. Und das wird in den kommenden Jahren nicht mehr so leicht möglich sein. Die Kurse werden volatiler, der wirtschaftliche Boom steuert seinem Ende zu – und die Zinsen werden dennoch nicht dramatisch steigen. Wer also sein Vermögen erhalten will, schafft das in der Regel nur noch durch eine professionelle Vermögensverwaltung.

Das klassische Sparen führt schon seit vielen Jahren zu Vermögensverlust. Und das habe auch zu einem geänderten Anlegerverhalten geführt. „Die Kultur des Sparens wurde nicht zuletzt durch die EZB-Geldpolitik vernichtet“, sagt Zenz. In den vergangenen Jahren habe eine massive Geldentwertung stattgefunden. Die Folgen: Ein klassischer Vermögensaufbau, wie er vor dreißig Jahren noch möglich war, gelingt heute nicht mehr so einfach. „Man hat sich früher mehr ersparen können“, sagt Zenz.

Mit der Online-Vermögensverwaltung will die Spängler Bank auch wieder einen Baustein für den Vermögensaufbau liefern.

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