Die Zukunft der Billionenfirmen

Amazon-Gründer Jeff Bezos hat gut lachen. Sein Konzern kratzt an der Billionengrenze, sein eigenes Vermögen beläuft sich auf 160 Milliarden Dollar.
Amazon-Gründer Jeff Bezos hat gut lachen. Sein Konzern kratzt an der Billionengrenze, sein eigenes Vermögen beläuft sich auf 160 Milliarden Dollar.(c) REUTERS (Lindsey Wasson)
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Nach Apple und Amazon könnte Microsoft als dritter Konzern beim Börsenwert die Billionen-Dollar-Grenze erreichen. Das ist kaum das Ende der Fahnenstange.

Apple hat Anfang August als erstes Unternehmen überhaupt einen Börsenwert von mehr als einer Billion Dollar erreicht. Gut einen Monat später ist das gleiche Kunststück dem Onlinehändler Amazon gelungen – wenn auch vorerst nur vorübergehend.

Jetzt ist Pause angesagt; die Börsen sind in den vergangenen Tagen wegen der Unsicherheiten um den Handelsstreit und die Währungskrisen in der Türkei und Argentinien ein wenig ins Schlingern geraten. Doch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch der dritte Konzern, der in die Liga der Billionenfirmen aufsteigt, aus den USA kommt. Heißer Kandidat ist Microsoft, der es zuletzt auf 832 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung gebracht hat. Seit Jahresbeginn ist die Microsoft-Aktie um 27 Prozent gestiegen und hat sich dynamischer entwickelt als Google-Mutter Alphabet, die es auf einen Börsenwert von 820Mrd. Dollar bringt.


Chinesen aus dem Rennen

Schlechtere Karten hat Facebook, das unter einem Skandal um missbräuchlich verwendete Userdaten und unter einem Nutzerrückgang in Europa leidet. Die Aktie hat seit Jahresbeginn sieben Prozent verloren, Facebook ist beim Börsenwert unter die 500-Mrd.-Dollar-Marke gerutscht. Ebenfalls aus dem Rennen um Platz drei scheint die chinesische Konkurrenz zu sein. Die Aktie des Onlinehändlers Alibaba hat seit Jahresbeginn leicht verloren, jene des Internetkonzerns Tencent mehr als ein Fünftel eingebüßt. Alibaba wird nun mit 425 Mrd. Dollar bewertet, Tencent mit 384 Mrd. Dollar. Sollen Anleger jetzt in Microsoft oder Google investieren, weil diese auf dem aufsteigenden Ast sind, oder gleich in Apple oder Amazon, die diese Hürde schon gemeistert haben?

Grundsätzlich gilt: Wen eine hohe Bewertung eher abschreckt, der ist mit Apple oder Microsoft besser dran als mit Amazon. Der iPhone-Hersteller hat ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 19 (auf Basis der geschätzten Gewinne für 2018), Microsoft kommt auf einen Wert von 25. Eine Amazon-Aktie kostet hingegen das 112-Fache des Jahresgewinns. Doch seit Jahresbeginn ist die Aktie um 67 Prozent gestiegen und weist damit die dynamischste Entwicklung unter den Billionenfirmen und Billionenanwärtern auf. Zuletzt wurde das Papier um 1960 Dollar gehandelt. Morgan Stanley sieht ein Kursziel von 2500 Dollar. Rob Sanderson von MKM Partners glaubt, dass in sechs Jahren allein die Cloud-Tochter Amazon Web Services eine Billion Dollar wert sein werde, das Gesamtunternehmen solle es dann auf eine Marktkapitalisierung von 2,5 Billionen Dollar bringen.

Auch Apple stehen die Analysten mehrheitlich freundlich gegenüber. Morgan Stanley hat das Kursziel erst vergangene Woche auf 245 Dollar angehoben, derzeit kostet eine Aktie 225 Dollar. Die DZ Bank sieht den fairen Wert bei 255 Dollar und rät zum Kauf: Neue iPhone-Modelle, die Servicesparte sowie Aktienrückkäufe dürften den Kurs des Unternehmens beflügeln. Dem japanischen Analysehaus Nomura dürfte der jüngste Apple-Höhenflug nicht ganz geheuer sein, weswegen man die Aktie mit „neutral“ einstuft. Das Kursziel hat man aber ebenfalls angehoben, von 190 auf 210 Dollar.


Microsoft und Google rücken nach

Die Microsoft-Aktie müsste von zuletzt 109 Dollar auf etwas über 130 Dollar steigen, um dem Softwarekonzern zu einem Börsenwert von einer Billion Dollar zu verhelfen. Vorerst sehen die Analysten im Schnitt erst ein Kursziel von 122 Dollar. Morgan Stanley und die Deutsche Bank sehen den fairen Wert aber bereits bei 130 Dollar. Die letzten beiden Geschäftsberichte des Softwarekonzerns seien gut gewesen, und Unternehmen dürften weiterhin Geld in die IT stecken, meinte die Deutsche Bank etwa Ende Juli. Microsoft profitiert vor allem vom wachsenden Geschäft mit der Cloud (Speicherplatz im Internet).

Die Alphabet-Aktien haben zuletzt ein wenig Federn lassen müssen. Von ihrem im Juli eingestellten Rekordhoch haben sie sich um acht Prozent entfernt. Eine Milliarden-Kartellstrafe der EU hat den Zweitquartalsgewinn der Google-Mutter, die dieser Tage ihren 20.Geburtstag feierte, gedrückt. Die Analysten sehen im Schnitt ein Kursziel, das um 16 Prozent über dem gegenwärtigen Wert liegt. Dann wäre Alphabet 970 Mrd. Dollar schwer. Zur Billion fehlte dann nicht mehr viel.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2018)

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