Wege aus dem Tiefzinstal

Anleihen aus Schwellenländern sind riskanter, werfen aber mehr ab. Auf dem Bild ein Straßenverkäufer auf einem Basar in Istanbul.
Anleihen aus Schwellenländern sind riskanter, werfen aber mehr ab. Auf dem Bild ein Straßenverkäufer auf einem Basar in Istanbul.(c) REUTERS (Murad Sezer)
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Hochzinsanleihen locken mit etwas mehr Rendite, dafür haben Emittenten eine schlechtere Bonität. Für Rückenwind könnte Donald Trumps geplante Steuerreform sorgen.

Wien. Trotz der jüngsten Anstiege der Anleiherenditen müssen sich Anleger noch immer mit bescheidenen Erträgen abfinden. Dies gilt vor allem bei Schuldnern mit guter Bonität. Ein wenig besser sieht es bei den Hochzinsanleihen aus. In diesem Segment haben Schuldner eine Bonitätsnote, die schlechter als ein BBB- ist. Das Risiko eines Zahlungsausfalls ist höher, dafür auch die Verzinsung.

Wie schwankungsfreudig der Bereich ist, verdeutlichte allein das US-Hochzinssegment. Gut 20 Prozent entfallen auf Schuldner aus der Energiebranche, sie litten stark unter dem seit Sommer 2014 gesunkenen Ölpreis. Umso kräftiger ist derzeit die Erholung, angesichts des wieder steigenden Ölpreises. Nun könnte der US-Hochzinsmarkt weitere Unterstützung bekommen, erklärt Gutmann-Rentenexperte Thomas Neuhold.

Bewegung auch in Europa

Die geplante Steuerreform des neuen US-Präsidenten, Donald Trump, könnte Erleichterungen für US-Investitionen sowie ein Ende der Absetzbarkeit von Zinskosten bringen. Somit wäre es für Unternehmen weniger attraktiv, Anleihen zu begeben. „Immerhin würden sie dann ihre Verschuldung senken“, meint Neuhold. Unternehmen mit einer schlechteren Bonität könnten davon besonders profitieren. Zugleich würde der stärkere Fokus auf Eigenkapital von den Steuerbegünstigungen profitieren.

Doch auch in Europa kommt der Markt in Bewegung, wie Stephan Lukesch vom PIA Bond Strategy High Yield aufzeigt. „Obwohl die EZB ihre Anleihenkäufe ab April reduzieren wird, erwarten wir, dass die derzeitigen Käufe von Unternehmensanleihen weiterhin auf den europäischen High-Yield-Markt Einfluss nehmen werden“, sagt er. Letzteres Segment wird von der EZB zwar nicht gekauft. Doch Anleger weichen aufgrund der niedrigen Renditen vermehrt in den Hochzinsbereich aus, erklärt Lukesch. Und je mehr Käufer es gibt, desto mehr steigen die Kurse an.

Starke Emittenten in Schwellenländern

Selbst in den Schwellenländern gibt es interessante Chancen. Auf sie verweist Senior Portfolio Manager Daniel Mumzhiu von der MEAG (Vermögensverwalter der Münchner Rück und der Ergo Versicherung). Gerade in den Schwellenländern gebe es „einige starke Emittenten, die gemeinsam mit ihren Ländern herabgestuft wurden, aber trotzdem gesunde Bilanzen und eine niedrige Verschuldung aufweisen“, sagt Mumzhiu.

Dabei empfiehlt der MEAG-Experte den Kauf von kurzlaufenden Hochzinsanleihen, denn diese würden einen Puffer bei weiteren Zinsanstiegen bieten. Je eher Anleger an ihr Geld wieder herankommen, desto rascher kann es zu höheren Zinsen wieder veranlagt werden. Wobei das jedoch für alle Anleihen gilt.

Durchschnittsrendite bei 5,5 Prozent

Rechnet man alle Regionen zusammen, so liegt derzeit die globale Durchschnittsrendite bei rund 5,5 Prozent. Zugleich sind die weltweiten Ausfallraten mit knapp über drei Prozent recht niedrig. Sie könnten heuer sogar noch weiter sinken, meint Markus Sevcik von JP Morgan Asset Management. Während der Finanzkrise schnalzten sie auf fast sieben Prozent hinauf. Allein in den USA sinke das Ausfallrisiko jetzt jedoch weiter, „da sich die Rohstoffpreise stabilisiert haben. Das unterstützt den Energiesektor und den Bergbau“, sagt Lukesch.

Doch das ist nicht alles. Steigen die Zinsen aufgrund besserer Wirtschaftsdaten, kommt der Konjunkturaufschwung auch den Emittenten von Hochzinsanleihen zugute, verweist Alexander Jenner von SMN Investment Services auf einen wichtigen Zusammenhang. Das helfe ihnen, ihre Schulden weiter zu bedienen, „was in Summe bei High-Yield-Bonds zu Kursgewinnen führen kann“. Niedriges, aber stabiles Wachstum biete Jenner zufolge ein gutes Umfeld. „Nur bei starkem Wachstum haben Aktienkurse sich besser entwickelt.“ Doch das, meint Jenner, sei derzeit ohnedies nicht in Sicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2017)

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