Shopping-Lust in den Schwellenländern

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Das steigende Einkommen in vielen Emerging-Markets heizt auch die Kauflaune ordentlich an. Davon profitiert eine ganze Menge an Unternehmen in den Regionen.

Wien. Die Investmentstory in den Emerging Markets bleibt eine langfristige, auch wenn es zwischenzeitlich zu kräftigen Schwankungen an den Börsen in den Regionen kommt. Ob wieder eine Korrektur an den Aktienmärkten ansteht, wird sich noch zeigen. Und ändert an der grundlegenden Entwicklung nichts.

Dabei ist die Aufholjagd schon weit vorangeschritten. Immerhin machen die Schwellenländer mehr als die Hälfte des globalen BIP aus, verglichen mit nur einem Drittel noch im Jahr 2000. Die Folgen sind weitreichend. „Denn ein starkes Wirtschaftswachstum führt auch zu höheren verfügbaren Einkommen und deutlich mehr Konsum“, sagt Laurent Saltiel, Chief Investment Officer Emerging Markets Growth von AllianceBernstein.

Auch die zwanzig schnellstwachsenden Verbrauchsgüterfirmen kommen aus Schwellenländern, erklärt Saltiel, „worunter fast die Hälfte auf Indien und Indonesien entfallen“. Dabei gibt es verschiedene Faktoren, um erfolgreiche Unternehmen herauszufiltern. Ein guter Wegweiser zu dauerhaftem Wachstum seien laut Saltiel die Marktdurchdringungsquoten: „In China beispielsweise macht der Onlinehandel nur 16 Prozent vom Verbrauchermarkt mit einem Umfang von vier Billionen Dollar aus. Allerdings wächst er stetig.“

Zielgruppe für Digitalisierung

Auch der Finanzsektor profitiert von der Entwicklung. So biete in Indien die „finanzielle Inklusion“ von Millionen Menschen in das Bankensystem eine enorme Wachstumschance für börsenotierte Kreditinstitute. Gut geführte Banken mit starken Marken, großen Vertriebsnetzen und innovativem Digitalangebot werden profitieren und in den kommenden Jahren weitere Marktanteile gewinnen. Das gilt umso mehr, als viele ihrer Konkurrenten ineffiziente Staatsbetriebe sind“, sagt Saltiel.

Auch Mark Erpelding von Banque de Luxembourg Investments hält Ausschau nach Chancen. Allein in Brasilien verweist der Aktienprofi auf den Bierbrauer Ambev. Das Unternehmen habe einen dominierenden Marktanteil, und die Eintrittsbarrieren seien hoch. „Selbst während der starken Rezession sind die Gewinnmargen nur leicht geschrumpft“, hebt Erpelding hervor. In Südafrika sticht dem Experten etwa Clicks, die größte Apothekenkette mit einem Marktanteil von 21 Prozent, ins Auge. Dabei machen die Eigenmarken inzwischen 22 Prozent am Gesamtumsatz aus.

Abseits eines gut angesetzten Stockpickings gibt es freilich die Möglichkeit, breit in die Regionen zu investieren, etwa mit dem BNP Paribas Open End Zertifikat (NL0000718138) sowie jenem der Commerzbank (DE000CM267L5) bezogen auf den MSCI Emerging Markets Index. In der Regel bietet dies einen kostengünstigen Zugang, da keine Fondsmanager für eine aktive Aktienselektion bezahlt werden. Allerdings entwickeln sich viele Regionen in den Schwellenländern in unterschiedlichem Tempo, das versuchen Fondsmanager aktiv auszunutzen.

Doch worin genau investiert man dabei? Der Index umfasst mehr als 830 Unternehmen aus 24 Schwellenländern. Das Spektrum reicht von China, das die größte Gewichtung hat, über Russland bis zu Griechenland, den Philippinen und Peru. Unter den Branchen nimmt der Finanzsektor die größte Gewichtung ein, gefolgt von der Informationstechnologie.

Einerlei, wofür Anleger sich entscheiden, sie sollten jedenfalls auch größere Kursschwankungen in Kauf nehmen können und müssen obendrein das Währungsrisiko beachten. Währungsverluste können einen guten Teil der Performance zunichte machen, wie die vergangenen Jahre gezeigt haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2017)


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