Luxus-Chalets: „Sennhütten“ für gut Betuchte

Auch wenn sich der Markt zuletzt etwas abgekühlt hat: Hochwertige Ferienimmobilien in den heimischen Skigebieten sind noch immer ein Renner.

Luxuriöse, in den heimischen Skigebieten gelegene Chalets sind unter betuchten Interessenten ein begehrtes Gut. Max Huber, Geschäftsführer des gleichnamigen Realbüros, registriert bei Objekten jeglicher Größenordnung sowohl vonseiten der heimischen als auch einer internationalen Klientel eine rege Nachfrage. „Die österreichische und internationale Nachfrage halten sich dabei ungefähr die Waage“, so der Immobilienexperte. Letztlich gebe es aber regionale Unterschiede, etwa in Kitzbühel, wo er vor rund einem Jahr eine Niederlassung eröffnete. Dort seien – aufgrund der Nähe zu Bayern – vor allem deutsche Staatsbürger äußerst aktiv.

Hotspot Kitzbühel

Bestätigt wird diese Beobachtung von Evelyn Hendrich: „Der Raum Kitzbühel ist das einzige Gebiet Österreichs, wo mehr Ausländer als Inländer Immobilien kaufen“, hat die Geschäftsführerin von Hendrich Real Estate im Zuge ihrer Masterarbeit „Luxusimmobilien in Österreich“ herausgefunden. Die Gamsstadt und deren Umgebung wären auch in einer anderen Hinsicht einzigartig: „Nur in Kitzbühel findet man in Österreich derart viele Cluster an Chalets.“ Haufenweise Objekte fänden sich etwa in Aurach, Jochberg, Kirchberg, Reith, Ellmau oder Going. Im Unterschied zum Arlberg, einem weiteren Luxus-Hotspot, werden Ferienimmobilien im Raum Kitzbühel von ihren Eigentümern auch gern das ganze Jahr über genutzt – nicht zuletzt dank eines großen Angebots an Golfplätzen, Ski-Events oder anderen Happenings.

Aber es muss nicht immer Kitzbühel oder der Arlberg sein. Bei Huber verteilen sich die Chalet-Anfragen derzeit auf ganz Österreich. Unter Italienern sei etwa der Raum Obertauern sehr gefragt. Andere Interessenten würden sich von vornherein für Lagen wie Schladming, Turracher Höhe, Bad Kleinkirchheim oder den Katschberg interessieren. Und auch Bad Gastein kann in dieser Hinsicht durchaus attraktive Objekte vorweisen.

Außen rustikal, innen modern

Doch was zeichnet ein typisches Chalet der Luxuskategorie eigentlich aus? Mit ihren Urvätern, den Berg- und Sennhütten, haben diese – wenn überhaupt – nur das äußere Erscheinungsbild gemein. Hendrich spricht von einem „alpinen Stil“, der sich durch die Verwendung sehr hochwertiger und zum Teil alter Hölzer auszeichnet und im Übrigen auch in der Schweiz oder Italien zu finden sei. Abhängig vom Alter der Käufer werde entweder ein traditionell ländlicher oder eine moderne Interpretation des Chalet-Stils bevorzugt. Sehr beliebt sei auch eine Kombination aus beiden Ansätzen – sprich, nach außen hin ländlich anmutend und im Inneren als Kontrast dazu sehr modern. Bei aller Modernität stark ausgeprägt sei jedoch nach wie vor der Wunsch nach einer klassischen Zirbenstube. Ein Muss sei darüber hinaus – so der Grundtenor unter Experten –, dass jedes Schlafzimmer über ein eigenes Badezimmer verfügt, der Master-Bedroom darüber hinaus auch noch über eine Ankleide. Zur großzügigen Raumaufteilung, Terrasse, Garage mit eigenem Zugang zum Wohnbereich – in größeren Objekten auch mit einem Lift verbunden – gehört auch modernste Sanitär- und Haustechnik. Diese wird idealerweise durch eine Wellness-Oase mit Sauna, Dampfbad oder Indoor-Pool ergänzt. „Ein Luxus-Chalet muss all das bieten, was auch ein ,normales‘ Topluxusobjekt bietet“, sagt Peter Marschall, Geschäftsführer von Marschall Real Estate.

Wer dazugehören will, muss zahlen

„Neben der Ausstattung muss auch das Umfeld stimmen“, spricht Arno Wimmer, Geschäftsführer Remax Conterra Innsbruck, einen weiteren, nicht nur im Luxussegment wichtigen Faktor an. In Orten wie Kitzbühel, die Personen anziehen, die „dazugehören“ möchten, hätte man kein Problem, dafür auch entsprechende Summen auf den Tisch zu bekommen. Laut Wimmer liegen die Preise im alpinen Hotspot, je nach Objektgröße und Lage, jenseits der Million Euro. Nach oben hin gebe es ohnehin kaum Grenzen. Für Hendrich sind auch Summen im stattlichen zweistelligen Bereich keine Seltenheit. Insgesamt hätten sich die Preise mittlerweile aber wieder etwas stabilisiert – vorbei sind die heißen Jahre zwischen 2006 und 2011, als sich das Niveau verdoppelte. „Die aktuelle Situation kann man als gesund einstufen“, sagt die Expertin.

„Im Raum Kitzbühel gibt es interessanterweise heute ein größeres Angebot an Chalets als noch vor einigen Jahren“, so Hendrich zu einer weiteren interessanten Entwicklung. Das sei einerseits auf die Erkenntnis unter den Bauträgern zurückzuführen, dass es trotz Krise möglich ist, im Luxussegment Geld zu verdienen. Zum anderen ist eine weitere Zielgruppe aufgetaucht: die Anleger. Waren sie früher noch auf dem Kapitalmarkt aktiv, so sind sie derzeit – trotz der niedrigen Renditen – durchaus bereit, ihr Geld auch in hochwertige Ferienimmobilien zu stecken. „Es geht diesen Investoren um den Kapitalerhalt“, weiß Hendrich. Dafür bietet sich ihnen gegenwärtig nicht nur in Kitzbühel ein gutes Betätigungsfeld: Neue Chalets werden angesichts der starken Nachfrage derzeit österreichweit realisiert oder ältere, „normale“ Berghütten entsprechend adaptiert.

Auf einen Blick

Mit der ursprünglichen Bedeutung des aus der französischsprachigen Schweiz stammenden Wortes „Chalet“ haben die meisten der exklusiven Immobilien kaum mehr etwas gemein: An einfache „Sennhütten“ erinnert bestenfalls der alpine Stil. Im Inneren lassen sie hingegen kaum einen Wunsch offen – angefangen bei einer mehrere hundert Quadratmeter umfassenden Wohnfläche über modernste Haustechnik bis hin zu eigenen Wellness-Oasen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2012)

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