Schwarmfinanzierung: Immobilien für die Crowd

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Immobilienprojekte werden neuerdings durch Crowdfunding auch Kleininvestoren zugänglich gemacht.

Wien. Crowdfunding hat sich bisher vor allem bei der Start-up-Finanzierung einen Namen gemacht. Doch seit Kurzem hat auch die Immobilienbranche diese Art der Projektfinanzierung für sich entdeckt und schafft damit für Kleinanleger erstmals die Möglichkeit, sich an einzelnen Immobilienprojekten zu beteiligen.

Crowdfunding setzt auf die Finanzkraft der Masse. Viele Anleger investieren kleine Beträge in ein Projekt und erhalten dafür im Fall von Immobilien-Crowdfunding eine Rendite, die sich je nach Projektrisiko im mittleren bis höheren einstelligen Prozentbereich bewegt. Dafür trägt der Darlehensgeber das Projektrisiko mit. Wenn das Projekt scheitert, ist das investierte Geld in der Regel weg, da man als Crowdinvestor im Insolvenzfall gegenüber allen anderen Gläubigern nachrangig behandelt wird.

Im angelsächsischen Raum ist Immobilien-Crowdfunding bereits weit verbreitet. Einer Erhebung von Bloomberg zufolge sind im Jahr 2014 weltweit 1,01 Mrd. US-Dollar in Immobilien-Crowdinvestings geflossen. Finanziert werden damit verschiedenste Projekte, sowohl Wohnbau als auch Objekte für die gewerbliche Nutzung oder städtebauliche Projekte. „Nicht alle Immobilien eignen sich gleichermaßen für Crowdfunding“, sagt Anlegerschützer Wilhelm Rasinger. „Mit der Immobilie sollte ein spezielles Businessmodell verbunden sein – zum Beispiel gastronomische oder touristische Aktivitäten.“ Diese würden höhere Renditen erzielen als Wohbauprojekte.

In Österreich gibt es zur Zeit zwei Anbieter von Immobilien-Crowdfunding: die Plattform Home Rocket und den Kärntner Projektentwickler Riedergarten Immobilien. Home-Rocket-Chef Wolfgang Deutschmann setzt auf die Kooperation mit verschiedenen Immobilien-Projektentwicklern.

Städtebau in Puntigam

Bisher wurde mit der Wiener Donaufelderstraße im 22. Bezirk ein Wohnbauprojekt erfolgreich über die Crowd mitfinanziert. 330.000 Euro wurden von Kleininvestoren aufgestellt, die dafür fünf Prozent Zinsen für ein Jahr Laufzeit erhielten. Momentan läuft eine Kampagne für ein städtebauliches Projekt im Grazer Stadtviertel Puntigam. Hier sollen 400.000 Euro über die Crowd aufgestellt werden, die Laufzeit soll drei Jahre betragen, bei jährlich ausgeschütteten acht Prozent Zinsen. Ab einem Betrag von 250 Euro ist man als Kleinanleger bei Home Rocket dabei.

Das Maximum ist derzeit für den Einzelinvestor gesetzlich auf 5000 Euro beschränkt, wer mehr investieren will, muss einen Einkommensnachweis erbringen. Für die Immobilienentwickler ist Crowdfunding eine attraktive Möglichkeit, den von der Bank geforderten Eigenkapital-Anteil zwischen zehn und 20 Prozent aufzupolstern.

Ski-Resort am Nassfeld

Die Beteiligung einer Bank ist – das ist ein Unterschied zu anderen Crowdfunding-Initiativen – ein Sicherheitsanker für Kleininvestoren. „Der Vorteil ist, dass das Projekt von der Bank geprüft wird“, sagt Riedergarten-Chef Bernd Rausch, selbst Projektentwickler. Auf Immocrowd, einer Kooperation mit der Crowdfunding-Plattform 1000 x 1000, bietet Riedergarten nur eigene Projekte an, zu einem fixen Zinssatz von vier Prozent. Der Mindest-Investmentbetrag ist mit 1000 Euro höher als bei Home Rocket. Die Laufzeit der Projekte beträgt maximal sieben Jahre. Erfolgreich abgeschlossen wurde bereits die Finanzierung eines Ski-Resorts auf dem Kärntner Nassfeld, wo die Crowd 557.121 Euro aufstellte. Derzeit läuft eine Kampagne für ein Studentenwohnheim in Klagenfurt. Als Fundingschwelle hat sich Riedergarten 500.000 Euro zum Ziel gesetzt. Wird diese nicht erreicht – eine eiserne Regel des Crowdfundings – kommt die Crowdbeteiligung nicht zustande, und die Investoren erhalten ihr Geld zurück. [ iStockphoto]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2015)

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