Ein Lottogewinn für die Ringstraße

Hausgeschichte. Das Ringstraßenpalais am Schottenring 18 wird zu einem Luxuswohnhaus – mit exklusiver Empfangshalle, Concierge-Service und Swimmingpools am Dach.

Schöner kann eine Geschichte kaum beginnen: „Etwas Gutes von Preußen“ berichtet die Zeitung „Wiener Lloyd“ vom 9. September 1865, und das Gute ist: Gustav Ritter von Schlesinger hat in einer preußischen Lotterie 30.000 Thaler (heute etwa rund 1,3 Millionen Euro) gewonnen. Dieser Gewinn bildet den Grundstein des Vermögens des jüdischen Investors, der mit seiner Bautätigkeit das Wiener Stadtbild mitgeprägt hat. Das bedeutendste Gebäude, das er hinterließ, ist das Palais am Schottenring 18 – ein imposantes, typisches Ringstraßenpalais, das vom oberschlesischen Architekten Wilhelm Fraenkel 1870–72 geplant und gebaut wurde. „Fraenkel hat kurz danach das Hotel Sacher gebaut“, erzählt Architekt Manfred Wehdorn. Er plant den Umbau des Palais zu einem Luxuswohnhaus und hat sich dazu intensiv mit der Baugeschichte auseinandergesetzt. „Es ist ein Blockbau, eine in sich symmetrische Anlage mit vier Quadranten“, so der Architekt, der auf historische Bausubstanz spezialisiert ist. Und, man möchte es nicht glauben: „Es wurden beim Bau alle Register des Fertigteilbaus gezogen – sonst hätte man nie die kurze Bauzeit von nur zwei Jahren einhalten können.“

Musterbücher von Perlmoser

So stammt das Fassadendekor aus den Musterbüchern von Wienerberger und Perlmoser. „Diese Elemente wurden dann ins Mörtelbett der Fassade hineingedrückt.“ Auch die Decken wurden mittels raffinierter Technik eingezogen.
Dass das Gebäude jetzt von einer Investorengruppe rund um den Ex-Strabag-Vorstand Nematollah Farrokhnia aufwendig renoviert und zu einem Luxuswohnhaus umgebaut wird, sieht Wehdorn als Glücksfall. „Die neue Nutzung entspricht dem ursprünglichen Gedanken und trägt zur Wiederbelebung der Ringstraße bei.“ Unter Kaiser Franz Joseph wurde die Ringstraße zum Repräsentationsboulevard – wer etwas auf sich hielt, residierte hier, und ein Spaziergang auf der Ringstraße gehörte für Großbürger und Aristokraten zum Sonntagsritual.
Damit das Großprojekt für internationale Käufer interessant wird, wurden neue Standards eingeplant: So bekommt der 200 Quadratmeter große Hof ein Glasdach und wird vom chilenischen Interior-Designer Juan Pablo Molyneux zu einer repräsentativen Empfangshalle mit Concierge- und 24-Stunden-Security-Service umgestaltet. Eine Tiefgarage unter dem Haus wird an die bestehende Garage in der Neutorgasse angeschlossen – so können die Bewohner von ihrem Parkplatz direkt ins Haus und teilweise sogar direkt in ihre Wohnung gelangen. Die Penthouses auf dem Dach (mit Raumhöhen bis 5,2 Meter) haben 400 Quadratmeter große Terrassen mit Swimmingpools. Der Luxus hat seinen Preis: 20.000 bis 35.000 Euro kostet der Quadratmeter, einige Wohnungen sind bereits reserviert.

Sicht zum Ring

Bis Mitte 2018 soll der Umbau abgeschlossen sein. Die bautechnisch größten Herausforderungen sind unten und oben zu finden, sagt Wehdorn. „Einerseits die Tiefgaragen, weil wir einen Tunnel zur Neutorgasse graben. Und andererseits die Dachaufbauten: Aus dem bisherigen Stahlbetonbau wird ein Stahl/Glas-Bau mit Sicht zum Ring.“ Außerdem sollen „Grauslichkeiten der 1970er-Jahre entfernt werden“. Dafür hofft der Architekt, einige historische Gustostücke zu finden. „Etwa Deckenstuck, den wir dann für die Wohnungen verwenden.“

Zum Projekt

Das Palais Schottenring Vienna wird von der SRE Schottenring 18 Real Estate GmbH entwickelt - dahinter stehen die Imfarr Beteiligungs AG der Familie Farrokhnia und u. a. die Atimeus GmbH der russischen Investorin Alexandra Timoschenko.
Die allgemeinen Bereiche werden vom chilenisch-amerikanischen Interior-Designer Juan Pablo Molyneux gestaltet.
Für den Vertrieb sind Colliers, Otto/Knight Frank und Christies/Avantgarde zuständig.

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