Gold: Nachfrage nach Münzen und Barren zieht weiter an

Gold: Nachfrage nach Münzen und Barren zieht weiter an
Gold: Nachfrage nach Münzen und Barren zieht weiter an(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Der Goldpreis sinkt und bei den Goldhändlern in Österreich und Deutschland ist "die Hölle" los. Aber verkaufen will kaum jemand. Sehen wir die langsame Abkoppelung des physischen Goldmarktes vom Derivatehandel?

Wien. Während Spekulanten und ihre Computerprogramme bei Papiergold-Derivaten auf „Verkaufen“ drücken – nutzt die Bevölkerung in Österreich, Deutschland und Asien die gesunkenen Preise, um physisches Gold nachzukaufen. „Es ist die Hölle los“, sagt Rudolf Brenner vom Edelmetallhändler Philoro, der Shops in Wien, Salzburg und Leipzig betreibt. Man verzeichne den fünffachen Umsatz normaler Tage. „Auf der physischen Seite sehen wir derzeit einen extremen Nachfrageüberhang – alle kaufen zu“, so Brenner.

Ähnliches berichtet Robert Hartmann, Geschäftsführer des großen deutschen Edelmetallhauses Pro Aurum. Das Verhältnis zwischen Goldkäufern und -verkäufern liege bei neun zu eins. „Man möchte ja vermuten, dass die Leute in Panik ausbrechen. Dem ist aber nicht so, die Kunden reagieren besonnen. Die Nachfrage ist dominant.“ Pro Aurum ist der größte Kunde der Münze Österreich in Europa, der in Wien geprägte Philharmoniker die einzige Gold-Anlagemünze Europas mit internationaler Bedeutung. Die deutschen Privathaushalte gehören zu den größten Goldkäufern weltweit.

„Ist der Preis falsch?“

Pro Aurum verzeichnet Bestellziffern wie zur Krise 2008 oder während der „Griechenlandwochen 2010“. Das aktuelle Szenario ist mit 2008 am ehesten vergleichbar: Der offizielle Goldpreis sinkt, während die Nachfrage nach physischem Metall steigt. Einzig: Jetzt gibt es keine Krise, oder? Klar scheint zu diesem Zeitpunkt nur: „Der Crash findet nur beim Papiergold statt, nicht auf dem physischen Markt“, so Ronald Stöferle, Autor des Goldreports der Erste Bank.

„Der Markt scheint sich zu positionieren und eine Linie zu ziehen: Papier- gegen physischen Markt“, sagt auch Hartmann. „Im Moment diktiert das Papier. Aber wenn diese Nachfrage anhält, wird es zu Engpässen kommen. Wenn der Preis fällt, aber die Regale leer sind, dann stellt sich mir die Frage: Ist der Preis falsch?“

Auch Christian Lechner, Chef des Wiener Händlers VG-Edelmetalle, sagt: „Der Papiergoldmarkt wird langfristig ein Riesenproblem haben. Ich warte auf den Moment, an dem der Erste sagt: ,Ich brauche das Metall!‘“ Niemand weiß, wie „Papiergold“ täglich auf den Derivativmärkten gehandelt wird. Sicher ist: Es ist mehr, als physisches Gold vorhanden ist. Für Spekulanten und Trader ist das kein Problem: Ihnen geht es um den Profit, um Dollar und Euro. Weil aber mehr Gold gehandelt wird, als überhaupt existiert, kann es zu Engpässen kommen – und in der Folge zu Abverkäufen an den Papiermärkten, während die physische Nachfrage anzieht.

Gold geht nach Asien

Ob dies der Fall ist, lässt sich schwer sagen. Es gibt aber Indizien: Südafrika nimmt keine Bestellungen für Krügerrand-Münzen mehr entgegen, weil die Produktion ausgelastet ist. Auch die australische Perth Mint meldet „explodierende“ Goldmünzenverkäufe. Und der Goldfonds GLD verzeichnet große Abflüsse von physischem Gold. Die Frage ist nur: wohin? „Laut uns vorliegenden Informationen haben vor allem asiatische Adressen Anteile an ETFs verkauft und dagegen physische Ware erworben. Laut Aussagen von Schweizer Barrenproduzenten gehen rund zwei Drittel der aktuellen Barrenproduktion nach Asien“, sagt Pro-Aurum-Chef Hartmann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2013)

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