Oliver Braun: "Anderswo ist man bereit, mehr zu zahlen"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Oliver Braun von der Gerstner K.& K. Hofzuckerbäckerei berichtet über die Expansion in den arabischen Raum und erklärt, warum Österreich-Touristen mehr ausgeben als Wiener.

Die Presse: Die Gerstner K. & K. Hofzuckerbäckerei ist etwas traditionell Wienerisches. Jetzt expandieren Sie nach Kuwait. Haben Sie schon damit begonnen?

Oliver Braun: Ja, wir haben bewusst in der Ramadan-Zeit (heuer: 18. Juni bis 16. Juli, Anm.) damit begonnen. Es ist unser erster Gerstner im arabischen Raum. Das ist ein spannendes Projekt, weil es da andere Zugangsweisen gibt.

Inwiefern?

In den streng muslimischen Ländern gibt es einen ganz anderen Zugang zu Essen und Trinken. Sie schätzen es sehr, vor allem, wenn es europäische Markenware ist, aber es ist auch klar, dass der historische Klassiker der Haltbarmachung, also Alkohol, dort ausfällt.

Auch in den Mehlspeisen gibt es dort keinen Alkohol?

Natürlich, das würde ja keiner kaufen. Aber wir arbeiten noch am alkoholfreien Punschkrapfen (lacht).

Während des Ramadan haben Sie erst zu Sonnenuntergang aufgesperrt?

Das ist richtig. Um zehn, und dann gab es Highlife bis um drei.

Das ist Ihr erster Schritt ins Ausland?

Es ist das erste Geschäft mit unserem Namen außerhalb Österreichs. Mit der Ware und der Marke sind wir zwar schon in Japan oder in den USA, aber mit dem eigenen Geschäft sind wir das erste Mal mit Kuwait an einem eigenen Standort.

Warum gerade Kuwait?

Wenn man ins Ausland geht, steht und fällt der Erfolg mit dem richtigen Partner. Ich hatte mit vielen möglichen Partnern Gespräche. Ich hatte auch Gespräche mit Japanern, die zu keinem Ziel geführt haben. Nachdem ich nicht so gern– wie andere in unserer Branche– irgendwo hingehe, aufsperre, um dann wieder zuzusperren, sondern langfristig plane, muss ich den richtigen Partner haben.

Es war also Zufall, dass es Kuwait geworden ist?

Ich glaube nicht an Zufall, aber wenn Sie Schicksal sagen, könnte man es so nennen.

Sie haben ja früher auch schon Auslandserfahrung gesammelt, waren in Macao und London.

Ja, ganz jung, als 18-Jähriger. Da habe ich in der Hotellerie verschiedene Stationen hinter mich gebracht. Ich hatte die Hotelfachschule in Wien gemacht und dann dort eine Lehrtätigkeit begonnen.

Sind die Leute dort anspruchsvoller und bereit, mehr auszugeben, als in Wien?

Bereit, mehr auszugeben, würde ich sofort unterstreichen. Aber immer im Verhältnis zur erbrachten Leistung: Für besonders gute Qualität ist man andernorts bereit, mehr zu bezahlen.

In Österreich nicht?

Wir in Wien sind für das, was wir an Lebensqualität und an gebotenen Leistungen haben, nach wie vor sehr günstig. Für die gleiche Leistung der gleichen Qualität in Frankreich werden wir eine andere Rechnung vorfinden als in Wien.

Die Leute in Wien sind gewöhnt, dass alles nicht so teuer ist ...

Ja, weil das immer so war. Wenn sich Dinge verteuern, löst das immer Kommentare aus.

Auch bei Ihren Gästen?

Wir versuchen, das immer sehr behutsam zu machen, um diese Kommentare nicht in größerer Form entstehen zu lassen.

Sind Touristen eher bereit, mehr Geld auszugeben, als Wiener?

Ja, die sind es ja gewöhnt.

Auch Touristen aus Osteuropa?

Ja. Wenn Sie heute in osteuropäische Hauptstädte fahren und gute Leistung und gutes Service wollen, werden Sie eine entsprechende monetäre Gegenleistung erbringen müssen. Wenn Sie in Moskau in ein ähnliches Etablissement fahren wie hier, ist es nicht so günstig.

Erstmals selbst unternehmerisch tätig wurden Sie mit Gerstner?

Ja, genau.

Wie sind Sie dazu gekommen?

Ich bin gefragt worden, ob ich mir vorstellen kann, die Geschäftsführung zu übernehmen, nachdem man vorher mit überschaubarem Erfolg die Geschäfte selbst geführt hat. Ich habe gesagt, ich kann mir das mit eigenem Managementbetrieb vorstellen. Das war die erste Stufe. 2000 habe ich es übernommen, wollte es aber nur für zwei Jahre machen. Ich wollte lieber meinen Hotelberufserfahrungen weitere Schritte folgen lassen. Doch es kam anders. Ich habe die Hotels ins Unternehmen hereingeholt.

Wie haben Sie das finanziert?

Zunächst durch die erfolgreiche Geschäftstätigkeit. In das Eigentum bin ich erst zu einem späteren Zeitpunkt eingestiegen. Natürlich hat das zusätzlich Geld gekostet, und der gängigste Weg, etwas zu finanzieren, ist der Weg zur Bank. Mit Managementerfahrung und gewissem Grundkapital ist das natürlich viel einfacher.

Ursprünglich wollten Sie es nur zwei Jahre lang machen?

Mit war immer klar, dass ich wieder etwas mit Hotels zu tun haben möchte. Aber die Zeit ist so schnell vergangen, dass diese zwei Jahre im Handumdrehen vorbei waren. Da war immer die Frage, wie sichere ich die Marke wirtschaftlich langfristig ab und wo führe ich sie hin. Daher wurde schnell klar: Wenn ich nicht mehr zu den Hotels kann, müssen die Hotels zu mir.

Sie haben die Austria Hotels zusammen mit den Immobilieninvestoren Kerbler und Kowar übernommen. Wie kam es dazu?

Die ursprüngliche Idee hatte ich 2008. Aber da hat gerade Lehman Brothers mit den daraus resultieren wirtschaftlichen Irritationen stattgefunden. Daher musste ich das Projekt verschieben. Die Uniqa, die Eigentümer war, hat selbst entschieden, einen möglichen Verkauf erst in Zukunft zu gestalten. Ich habe dann die beiden befreundeten Herren an Bord geholt, um das Ganze stemmen zu können.

Oft hört man, in Wien gibt es zu viele Hotels. Stimmt das?

Es sind zu viele Hotels gleichzeitig auf den Markt gekommen. Man hat den dramatischen Fehler zweier Städte nachgemacht, die als Negativbeispiel bekannt sind: Prag und Berlin. Man hat zu schnell zu viele Kapazitäten auf dem Markt entstehen lassen. Damit ist der Markt zwar weiter gewachsen, aber die erzielbaren Zimmerraten nicht. Weil jeder froh ist, dass er ein Zimmer voll hat.

Mussten Sie auch mit den Preisen runtergehen?

Nein, dann hätte ich das Ganze nicht gemacht.

Sie haben auch in Osteuropa Hotels. Wenn Sie in Prag oder Brünn sind, übernachten Sie dann im eigenen Hotel?

Ja, das ist nicht nur praktisch, sondern man sieht auch viele Dinge, die nicht in Ordnung sind. Aber nächste Woche werde ich in Prag sein und bei einem Mitbewerber übernachten. Um mir anzusehen, was die anderen machen.

Wissen fremde Hoteliers, wer Sie sind?

Das ist von Haus zu Haus verschieden. In ein paar Hotels ist das sicher so, in vielen nicht. Und das ist mir eigentlich lieber. Ich bin generell lieber unerkannt unterwegs.

Gönnen Sie sich irgendwelchen Luxus, oder stecken Sie alles wieder ins Hotel?

Geld ist nicht Luxus für mich. Ich investiere alles ins Unternehmen. Was gönne ich mir als Luxus? Wenn es mir nächstes Jahr gelingt, mir mehr Zeit für die Dinge zu nehmen, die mich auch noch ausmachen außer meinem Geschäft.

Welche Dinge sind das?

Zum Beispiel Musik. Ich bin ein allumfassender Konsument. Das kostet viel Zeit. Es ist aber auch mit Reisen verbunden, da kann man sich dann auch wieder das eine oder andere Hotel anschauen. [ Fabry ]

ZUR PERSON

Oliver Braun (*1970) ist Chef der Gerstner Imperial Hospitality Group, eines Konditorei-, Catering- und Hotelunternehmens. Nach der Matura am Wiener Modul arbeitete Braun in Hotels in Macao, Jamaika, London und Österreich. 2000 übernahm er die Geschäftsführung des 1847 gegründeten Traditionsunternehmens, später stieg er als Gesellschafter ein und führte Gerstner aus den roten Zahlen. 2013 erwarb Gerstner die Austria Hotels.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2015)

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