Reiseversicherung: Wie nützlich sind Autoclubs im Urlaub?

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Autofahrerclubs helfen Lenkern nicht nur in der Heimat aus der Patsche. Auch im Ausland bieten sie Schutz vor Unfall und bei Krankheit. Für viele reicht aber auch die Kreditkarte oder eine Reiseversicherung.

Wien/Weber. Mit dem Auto unterwegs zu sein, bringt immer ein gewisses Risiko mit sich. Am meisten Probleme gibt es jedoch in der Urlaubszeit, wie eine Statistik des Autofahrerclubs ÖAMTC zeigt: „Genau 130.667 Mal läuteten im vergangenen Jahr bei unserer Nothilfe die Telefone“, berichtete Michael Tagunoff, Leiter der ÖAMTC-Nothilfe, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. „In den Sommermonaten rechnen wir jedoch mit bis zu 700 Anrufen pro Tag.“

80 Prozent der Anfragen beträfen immer noch Probleme mit dem Fahrzeug. Ein Klassiker der „Urlaubsmalheure“ sei der verlorene Autoschlüssel: „Es kommt wahnsinnig oft vor, dass jemand mit seinen Schlüsseln baden geht.“ Sein Tipp: Im Urlaub immer einen Ersatzschlüssel dabei haben. Oft komme es auch vor, dass im Urlaub wegen der verwirrenden Aufschriften auf Zapfsäulen falsch getankt werde. In so einem Fall gelte es, sich so schnell wie möglich beim Club zu melden, und keinesfalls mit dem falschen Treibstoff weiterzufahren.

Hilfe bei Unfällen und Krankheit

Um im Urlaub auf die Dienste des ÖAMTC oder des ARBÖ zurückgreifen zu können, muss man bei einem von beiden Mitglied sein. Dazu kommt dann ein Paket, das die Leistungen im Urlaub abdeckt. Beim ÖAMTC kostet die Jahresmitgliedschaft (für ein Kalenderjahr) inklusive „Schutzbrief“ (eine Reiseversicherung für Europa) 111,80 Euro. Wer erst im Sommer abschließt, zahlt 75,20 Euro. Beim ARBÖ kostet das vergleichbare Angebot 38,50 Euro (Reiseschutz) plus 37,00 Euro Mitgliedschaft im Halbjahr.

Naturgemäß richten sich die Clubs mit ihren Angeboten vor allem an Autofahrer. Sie verfügen über ein Netzwerk an Partnerclubs und in den wichtigsten Feriendestinationen haben sie eigene Fachleute vor Ort. Auch Ersatzteile können hinterher geschickt werden, wenn das nötig ist. Ein großer Teil des Angebots umfasst jedoch auch das Thema Krankheit. So habe der ÖAMTC im vergangenen Jahr 1854 erkrankte oder verletzte Urlauber wieder in die Heimat geflogen. Der teuerste Fall sei ein Heimtransport aus Alanya gewesen, bei dem sich die Kosten für Behandlung und Transport auf 30.000 Euro belaufen hätten.

Tagunoff rät, im Fall des Falles möglichst früh die Nothotline des ÖAMTC zu wählen. „In Ägypten und der Türkei gibt es eine regelrechte ,Krankenhausmafia‘“, berichtet der Experte. Touristen würden teure Behandlungen aufgedrängt und möglichst privat abkassiert. Der Verein könne dagegen deutschsprachige Ärzte empfehlen, die auch eine passende Behandlung bieten.

Reiseversicherung oder Kreditkarte?

Welche Art der Reiseversicherung die beste ist, hängt meist von der persönlichen Situation ab. So kann unter Umständen schon der Schutz reichen, den die Kreditkarte bietet. Rücktransporte aus dem Ausland sowie Behandlungskosten sind hier in der Regel abgedeckt. Allerdings unterscheiden sich die Konditionen je nach Anbieter: Teilweise sind Familienmitglieder eingeschlossen, teilweise nicht. Ein Blick in die Geschäftsbedingungen vor Reiseantritt ist also unerlässlich.

Eine weitere Alternative sind eigene Reiseversicherungen. In puncto Krankheit und vor allem was fahrzeugbezogene Leistungen angeht können die Autofahrerclubs durchaus mithalten. Der große Pluspunkt einer klassischen Reiseversicherung ist der Stornoschutz. Diese kostet bei den Anbietern laut Arbeiterkammer Oberösterreich rund fünf Prozent vom Reisepreis. Vor allem für Familien mit kleinen Kindern sind sie eine Überlegung wert, weil der Nachwuchs dazu neigt, gerne auch einmal vor Reiseantritt krank zu werden.

Wer kein Auto besitzt und nur temporären Schutz während einer Reise benötigt, wird am ehesten auf seine Kreditkarte (Achtung: Vor Reiseantritt muss diese meist verwendet worden sein) oder eine temporäre Reiseversicherung zurückgreifen. Allerdings gibt es auch für „Unmotorisierte“ Angebote bei den Vereinen: Beim ÖAMTC kostet eine „Touring-Mitgliedschaft“ inklusive Schutzbrief 38,90 Euro pro Jahr (30,75 Euro, wenn man im Sommer abschließt). Beim ARBÖ kostet der „Freizeitsicherheitspass“, die Reiseversicherung ohne Autoleistungen, 22 Euro pro Jahr (zuzüglich Mitgliedschaft). [–]

Was Sie beachten sollten bei... Versicherungen von Autofahrerklubs

Tipp 1

Vor Reiseantritt. Zwar zahlen Autoklubs unabhängig vom eigenen Verschulden. Dennoch lässt sich Ärger vermeiden, wenn man einige Dinge beachtet. So sollte man sich über „Mitführpflichten“ informieren. In Frankreich ist es ab 1. Juli beispielsweise vorgeschrieben, ein Alko-Testgerät dabeizuhaben. Auch Verkehrsregeln wie Tempolimits können sich deutlich voneinander unterscheiden. In Tschechien, der Slowakei und Ungarn liegt die Promillegrenze bei 0,0.

Tipp 2

Im Krankheitsfall. ÖAMTC und ARBÖ helfen nicht nur bei Autounfällen, sondern auch bei Krankheit und Unfällen. Übernommen werden Behandlungs- sowie Rückführungskosten. Die Leistungen überschneiden sich mit denen der Kreditkartenanbieter. Bei manchen Kreditkarten sind Familienmitglieder nicht mitversichert, teilweise haben sie aber einen höheren Versicherungsschutz. Wer weder Klubmitglied ist noch eine Kreditkarte hat, kann auch eine spezielle Reiseversicherung abschließen.

Tipp 3

Ohne Auto. Autofahrerklubs haben auch Angebote für Urlauber, die ohne Fahrzeug unterwegs sind. Dabei fallen die autobezogenen Leistungen weg, dafür ist das Paket billiger. Die Mitgliedschaft im Club (auch sie ist für Fußgänger und Fahrradfahrer billiger) kommt aber noch dazu. Wer eine Kreditkarte besitzt, wird diese Angebote eher nicht in Anspruch nehmen müssen. Wer keine Kreditkarte hat, sollte die Konditionen der Autoklubs mit denen einer Reiseversicherung vergleichen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2012)

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