Yetis, die Fabelwesen im Himalaya, sind also doch bloß Bären, rote Wunderkanzler Prinzessinnen, Grüne Feen nur noch Nebel - und auch sonst ist so manche Lichtfigur in Wahrheit bloß ein entgegenkommendes blendendes Fernlicht.
Wieder ist eine klassische Entzauberungsbombe geplatzt: Yetis, die Fabelwesen im Himalaya, sind doch weder Riesenaffen, Angehörige einer sich verdammt gut tarnenden Menschenart, Gletschergeister oder gar Jagdgötter, sondern schlicht Bären. Das ergaben also jüngste Genanalysen an Relikten wie Zähnen, Knochen und Haaren, die an mehreren Orten weltweit als angeblich solche von Yetis präsentiert worden waren.
Yetis aber, oh weia, sind demnach in Wahrheit Tibetische Braun- und Asiatische Schwarzbären.
Man hat das mit den Bären im Yeti-Gewand an sich schon lange vermutet, aber viele wollten an den Mythos glauben, weil's doch so zauberhaft ist, und sind dann bitter enttäuscht, wenn die Entzauberungsbombe platzt.
Man kennt das natürlich auch von anderswo: Etwa, als von einem roten österreichischen Superkanzler jüngst endgültig der Glanzlack absplitterte und Prinzessin Slim-fit erschien; als zwei grüne Feen zu Nebeln verpufften, weil gerade viele, viele Menschen vom Weltgutmachungsrausch ausgenüchtert waren; oder als sich jäh Giftspuren in einem Pilzgericht fanden (wenngleich wichtige davon immer noch dünnflüssig erscheinen).
Manch politische Lichtfigur ward schon - und wird noch - als blendendes entgegenkommendes Fernlicht enttarnt, manch vorgebliche und von vielen verehrte Geistesgröße als dampfplauderndes Irrlicht. Auch Engel können verkleidete Teufel sein, das ist natürlich nicht neu, und brav-gute Radfahrer vor allem im superfriedlichurbanen Wien aggressive Straßenkämpfer (erst gestern wieder erlebt bei einem fremden Konflikt im 3. Bezirk).
Nur Nikolaus bleibt Nikolaus, Christkind Christkind und Wien des Erdkreises lebenswerteste Stadt. Diese Mythen erhalten wir uns. (wg)
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2017)