Bundeskanzler Sebastian Kurz hat exakt 65 Minuten, um bei US-Präsident Donald Trump Eindruck zu hinterlassen, eine Viertelstunde sogar allein.
Im Weißen Haus geht es um jede Minute. Alles ist genau getaktet. Ab 13.45 Ortszeit hat Bundeskanzler Sebastian Kurz exakt 65 Minuten, um bei US-Präsident Donald Trump Eindruck zu hinterlassen, eine Viertelstunde sogar allein, dann in einer größeren Runde, zwischendurch für einen Kameraschwenk (CNN!) und ein paar hingeworfene Fragen auch vor einer Handvoll US-Medien, die sich allerdings kaum für Österreich interessieren werden.
Die Zeit will also gut genutzt sein, deshalb gerade noch rechtzeitig fünf unerbetene Ratschläge für den Umgang mit dem eigenwilligen Hauptmieter im Weißen Haus.
1. Der US-Präsident liebt kräftige und seeehr lange Handschläge. Man kann nur hoffen, dass der Kanzler ein paar Extrastunden im Fitness Center eingelegt hat. Doch Achtung: Ein allzu demonstratives Kräftemessen kann ins Auge gehen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat das extralange Händeschütteln mit Trump am Ende auch nichts gebracht, er ist mittlerweile längst wieder unten durch.
2. Es hat sich unter den Staats- und Regierungschefs dieser Welt herumgesprochen: Für Donald Trump reicht Eigenlob nicht, er will auch Schmeicheleien hören. Kurz hat bereits vorgelegt und die Außenpolitik des Präsidenten als „zum Teil sehr erfolgreich“ bezeichnet. Das hat sicher schon erste Punkte gebracht. Aber bitte nicht übertreiben, Herr Bundeskanzler!
3. Trump spaltet gerne: Divide et impera lautet sein altes Spiel. Kurz sollte sich darauf gar nicht erst einlassen und klarstellen, dass er in der Mitte der Europäischen Union steht und nicht am Rand.
4. Letztlich läuft bei Trump alles aufs Business hinaus. Die USA sind zweitwichtigster Handelspartner Österreichs. Der Bundeskanzler sollte die Gelegenheit nutzen und auf die Standortvorteile der österreichischen Wirtschaft hinweisen: als Tor zum Balkan und zum Osten. Politisch hilfreich sind dabei die guten Kontakte zu Russland. Im Vorjahr wäre beinahe ein Gipfeltreffen zwischen Trump und Putin in Wien zustande gekommen. Daraus kann noch etwas werden. Der Kanzler sollte sich ein Eselsohr in die Unterlagen oder einen Knoten in die Krawatte machen, um nicht zu vergessen, den US-Präsidenten nach Österreich einzuladen. In der Freudenau gibt es auch einen schönen Golfplatz!
5. Andere haben die Erfahrungen bereits machen dürfen. Ob gutes Zureden, Missionierungsversuche, Schleimereien oder Schelte: Am Ende hilft bei Trump gar nichts. Am besten, man bleibt aufrecht und authentisch. Also bitte keinen Zweifel daran lassen, dass Österreich für den Freihandel, für den Klimaschutz, für internationale Zusammenarbeit und für eine starke EU eintritt.