Viele Jahrestage – und eine ziemlich peinliche Affäre

1918, 1938, 1928: viele Jahrestage – und eine ziemlich peinliche Affäre.

So ein runder Republiksgeburtstag ist eine ausgedehnte Angelegenheit. Man begeht ihn auch medial mehr als einmal. Diesmal blicken wir auf den Geburtstag im engeren Sinn: den 12. 11. 1918. Geschichte-Doyen Günther Haller analysiert die „bedächtige Revolution“ und ihre Ursachen. Ruhig gestaltete sich damals auch die Übergabe der Hofburg, die wegen des Hauses der Geschichte im Fokus steht: Karin Schuh war bei der Eröffnungsfeier. Und Christine Imlinger hat versteckte Winkel in der Hofburg erkundet – und unter anderem pikante Graffiti gefunden.

Gedacht wird und wurde heuer aber natürlich nicht nur des Jahres 1918. Christian Ultsch hat Rabbiner Arthur Schneier interviewt, der anlässlich der Novemberpogrome 1938 zuletzt im Parlament war. Schneier erzählt, wie er als Bub in Wien den „Anschluss“ und das Pogrom erlebt hat, dem Holocaust-Tod nur knapp entkommen ist und er schließlich der „Rabbi-Diplomat“ von New York wurde, der von Reagan bis Trump, von Gorbatschow bis Milošević alle gekannt und oft vermittelnd geholfen hat.

An dieser Stelle gleich ein Hinweis auf ein zweites lesenswertes Interview:Julia Neuhauser hat mit Heinz Faßmann geredet. Der Bildungsminister verblüffte zuletzt öfter mit großer Ehrlichkeit – und auch dieses Gespräch ist da keine Ausnahme.

Dem Coverthema, der Affäre um einen russischen Spion im Bundesheer, widmen sich schließlich Iris Bonavida und Jutta Sommerbauer. Bonavida skizziert sozusagen den Oberst selbst (und berichtet über Kritik im Heer an der politischen Kommunikation). Sommerbauer erklärt, warum dem russischen GRU zuletzt oft Pannen passiert sind.

Pannen sind auch das Markenzeichen eines weiteren Geburtstagskindes dieser Tage: Mickey Mouse wird 90. Von unserer Seite gratuliert Günther Haller. Der Mann für differenzierte Jubiläen – egal, ob es um die Republik oder um Mäuse geht. UW

ulrike.weiser@diepresse.com

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2018)

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