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Eine Meerjungfrau muss nicht Jungfrau sein

(c) Theater der Jugend
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Eine Märchenfigur nach ihrer sexuellen Unberührtheit benennen? Das Theater der Jugend will das nicht und erzählt lieber vom „Meermädchen“.

Eine Einladung erreichte jüngst die Feuilletonredaktion der „Presse“: Theater der Jugend, „Das kleine Meermädchen“, nach Hans Christian Andersen. Das klang uns fremd: Heißt das Märchen auf Deutsch nicht „Die kleine Meerjungfrau“? Meister Google bestätigt's, schlägt Versionen mit Meer- und Seejungfern vor (auch Disneys „Arielle“ ist darunter), kaum jedoch welche über „Meermädchen“ – und wenn doch, dann sind es meist Rückübersetzungen russischer Adaptionen.

Damit hat das Stück am Theater der Jugend wohl nichts zu tun. Warum dann dieser neue, irgendwie sperrige Titel? Tatsächlich hat es mit dem Wörtchen „Jungfrau“ zu tun, wie das Theater auf Anfrage erklärt: Die Kategorisierung weiblicher Personen nach ihrem Familienstand und ihrer sexuellen Unberührtheit sei im Jahr 2018 schlicht veraltet. Das stimmt, auch „Fräulein“ sagt man heute schließlich nicht mehr. Und: Niemand würde wohl auf die Idee kommen, die Männer des Märchens, den Prinzen etwa, nach ihrem sexuellen Erfahrungsgrad zu benennen.

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