Autor Uwe Tellkamp wurde nach einem Podiumsgespräch vom eigenen Verlag gemaßregelt. Ist Suhrkamp jetzt ein politisches Missionshaus?
Wenn ein angesehener Literaturverlag die Bücher eines Schriftstellers verlegt, erwartet er für gewöhnlich nicht, dass dieser als sein Sprachrohr fungiert. Nicht in Büchern, schon gar nicht außerhalb. Wäre es anders, hätte der Suhrkamp- Verlag Peter Handke wegen seiner Apologie des Serbenführers Milošević wohl längst vor die Tür gesetzt. Er hat es nicht getan, aus gutem Grund. Und sich auch nicht per Twitter von Aussagen seines Starautors distanziert.
Dem deutschen Suhrkamp-Autor Uwe Tellkamp erging es anders. Bei einem Streitgespräch mit dem Lyriker Durs Grünbein hatte er gesagt, die meisten Flüchtlinge „fliehen nicht vor Krieg und Verfolgung, sondern kommen her, um in die Sozialsysteme einzuwandern, über 95 Prozent.“ Tags darauf distanzierte sich der Suhrkamp-Verlag mit einer Twitter-Botschaft öffentlich von seinem Autor: „Aus gegebenem Anlass: Die Haltung, die in Äußerungen von Autoren des Hauses zum Ausdruck kommt, ist nicht mit der des Verlags zu verwechseln.“