Zum Schlichtungsversuch von Sophie Passmann: Herbei, ihr alten, weißen Männer!

Das Buch erscheint im März.
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Die Konkurrenz der Geschlechter hat viele Facetten. Der alte, weiße Mann, der sich für Kolleginnen einsetzt, ist eine davon.

„Alte, weiße Männer, ein Schlichtungsversuch“ heißt das Buch von der deutschen Autorin, Kolumnistin und Moderatorin Sophie Passmann, das im März erscheint. Sie interviewte Männer, etwa den ehemaligen Bild-Chefredakteur Kai Diekmann, den Grünen-Politiker Robert Habeck oder den Filmemacher Rainer Langhans und fragte diese: „Sind Sie ein alter, weißer Mann – und wenn ja warum?“

Gut, mit Donald Trump oder Harvey Weinstein hat Passmann nicht gesprochen. Wir wollen diese beiden keineswegs in einen Topf werfen. Aber dem „Alte-weiße-Männer-Klischee“ entsprechen sie halt mehr als einige von Passmann vernommene Herren. Wie auch immer, die heutigen Twens lieben Passmanns Buch, man weiß jetzt nicht genau, als Kampf-oder als Impfstoff, brauchen kann man als Mädchen ja beides, wenn man vorankommen will.

Wie hieß doch gleich das andere bahnbrechende Werk zum Thema Neo-Feminismus? „Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin“ von der Psychologin Ute Ehrhardt. Der kämpferische Untertitel lautet: „Warum Bravsein uns nicht weiter bringt.“ Nur so viel: Zum Bravsein werden Mädchen heute weniger erzogen als noch, sagen wir, vor 30 oder 40 Jahren. Das ist doch ein Fortschritt, oder?

Nun aber zu den alten, weißen Männern. Die jungen Frauen, die fest auf den Schultern jener rabiaten Vorgängerinnen (Alice Schwarzer & Co.) stehen, mit denen sie oft nichts zu tun haben wollen, vergessen, dass Frauen früher nicht selten von den „alten, weißen Männern“ in ihrer Karriere mehr profitierten als von ihresgleichen. Ja, das hat mit Sexappeal zu tun, aber keineswegs immer mit #MeToo. Gar mancher Mann erweist sich einfach als nützlich für die Frau, beruflich wie privat: Als Ratgeber, als Kenner männlich geprägter Strukturen, Kommunikationsformen und Entscheidungswege, als Tröster und als aktiver Förderer.

Hier muss man manchmal sagen, je älter der alte Knabe ist, umso besser kennt er sich aus, umso mehr Verbindungen und Macht hat er und umso weniger egoistische Interessen. Die Konkurrenz der Geschlechter hat viele Facetten. Aber der alte, weiße Mann, der sich für Kolleginnen einsetzt, ist eine davon. Als es noch wenige Frauen in guten Positionen gab, war diese Instanz essenziell. Inzwischen gibt es nicht nur ein paar freundliche alte, weiße Männer, sondern auch ein paar weise, alte, weiße Frauen, die junge Leuten mögen und ihnen zu helfen versuchen (was früher auch nicht unbedingt die Regel war.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2019)

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