Airbnb für Galerien

Condo ist eine Initiative, bei der Galerien ausländischen Kollegen ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Auf das Debüt in London 2016 folgte jetzt New York.

Gerade wenn es um junge Kunst geht, zeigt sich der Markt höchst innovativ. Um als Künstler über die Heimatgrenze hinaus zu reüssieren, braucht es internationale Präsenz. Große Messen sind aber mit hohen Kosten verbunden und auch Ausstellungsräumlichkeiten in wichtigen Kunstmetropolen wie London oder New York sind kein Schnäppchen. Für Galerien mit junger Kunst ist das oft schwer zu stemmen. Aus dieser Situation heraus entwickeln sich immer wieder neue Marktmodelle. Eines der neuesten ist Condo. Gegründet wurde es 2016 von der englischen Galeristin Vanessa Carlos von Carlos/Ishikawa. Die „New York Times“ bezeichnete Condo als „das Airbnb der Galerien“ und tatsächlich bringt es das gut auf den Punkt. Galerien stellen ihre Räumlichkeiten einen Monat lang ausländischen Kollegen für ein gemeinsames Programm zur Verfügung. Die Gastgalerien teilen sich die Kosten für die Vermarktung und die Previewparty, die Gastgeber stellen ihre Galerien kostenlos zur Verfügung und bringen ihr Kontaktnetzwerk ein. Das Debüt fand vergangenes Jahr in London statt.

Expansion

Wegen des großen Erfolges brachte Carlos das Modell heuer im Juli nach New York. Dort nahmen sich die beiden Galeristen Nicole Russo und Simone Subal der Organisation an und konnten 16 Kollegen für das Projekt gewinnen. Vertreten sind Galerien wie Andrew Kreps oder Metro Pictures in Chelsea, Bortolami und Foxy Production in TriBeCa und Chinatown und neben Subal und Russo Simon Preston, Gavin Brown und Chapter NY in der Lower East Side. Der Mix an Gastgalerien reichte von Detroit und Los Angeles über Shanghai bis Dublin, Guatemala City oder San Juan. Aus Wien war die Galerie Croy Nielsen bei Bodega einquartiert, die ein Programm mit Skulpturen und Malerei von Birke Gorm, Georgia Gardner Gray, Orion Martin und Hayley Silverman zeigte. Carlos selbst war in New York bei der Galerie Bureau zu Gast.

London und New York sind der Condo-Initiatorin aber noch lange nicht genug. Laut Informationen der Kunstinformationsplattform Artnet sind für 2018 bereits zwei weitere Events geplant. Konkret arbeite sie gerade an Condo Shanghai und Condo Mexico City. Für China habe sie mit Lorraine Malingue von der Edouard Malingue Gallery bereits eine lokale Galeristin als Partner für die Organisation gefunden. „Einige andere Städte sind auf mich zugekommen und wollen, dass ich Condo auch in ihrer Stadt veranstalte“, sagt Carlos zu Artnet. Geht es nach der jungen, engagierten Galeristin, dann würde sie Condo gerne rund um den Globus etablieren.

kunstwerte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2017)

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