Kunstwerte

Kunstmarkt-App

Mit PRNCPL wollen die Betreiber der Art Basel ihre Messen auch digital weiterentwickeln. Eine technische Revolution ist diese App aber nicht. ?

Will man das Kunstgeschehen dominieren, muss man heute digital am Ball bleiben. Das ist auch der MCH Group, Betreiber der Art-Basel-Kunstmessen, klar. Deshalb hat sie im Vorjahr die Onlineplattform Curiator gekauft und deren Gründer, Tobias Boonstoppel und Moenen Erbuer, eingestellt. Curiator ist eine digitale Plattform, auf der die Benutzer ihre persönlichen Kunstsammlungen kreieren. Dadurch tragen sie zu einem großen, durchsuchbaren Katalog bei. Vermutlich auf dieser Basis haben die beiden Digitalexperten nun für die Art Basel PRNCPL entwickelt. Diese App vernetzt per Bilderkennung die realen Kunstwerke mit dem digitalen Messekatalog. PRNCPL ist zum ersten Mal bei der MCH-Tochter Art Düsseldorf im Einsatz, die gerade auf dem Areal des ehemaligen Stahlwerks von Böhler stattfindet.

Die App identifiziert das fotografierte Kunstwerk, liefert ein hochauflösendes Bild sowie relevante Informationen wie Titel, Künstler, Größe, Medium, die Kontaktdaten des Ausstellers und teilweise auch den Preis des Werks. Das Prinzip der App beruht auf der digitalen Identifikationstechnik, wie sie etwa Shazam für Musik und Vivino für Weinetiketten benützt. „Das Erlebnis Kunstmesse hat sich in den vergangenen Jahren nicht wesentlich weiterentwickelt, und die Einführung von neuartigen, digitalen Lösungen ist in der Branche längst überfällig“, sagt Erbuer in einer Stellungnahme von MCH.

Nicht die Ersten. Tatsächlich ist diese Technik aber nicht besonders revolutionär. Sie mag manche Schritte erleichtern, etwa während der Messe seine Favoriten zu sammeln, aber viel mehr als ein digitaler Katalog ist sie dennoch nicht. Zudem ist sie auch nicht die erste App, die das „Shazam der Kunst“ werden will. Im Vorjahr lancierte Magnus Resch, ehemaliger Galerist und Mastermind der Sammlerdatenbank Larry's List, Magnus. Sein Anspruch war es, mit dieser App sämtliche auf dem Markt befindlichen Werke zu identifizieren und Titel, Namen des Künstlers, aktuellen Preis sowie frühere Verkaufspreise, natürlich den Händler oder Galeristen sowie historische Ausstellungsdaten zu liefern. Datenerfassungstechnisch ist das eine Herkulesaufgabe, die er über Crowdsourcing und Kooperationen mit Preisdatenbanken lösen will. Diese App darf schon eher als revolutionär bezeichnet werden, denn wenn einmal wirklich umfangreiche Daten vorhanden sind, sorgt sie für Transparenz auf dem Markt. Neben Magnus hat zuletzt die App Smartify für Aufmerksamkeit gesorgt. Beide kooperieren vor allem mit internationalen Museen. ?

kunstwerte@diepresse.com

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2017)

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