Biennalen im Dilemma

Venedig gilt als wichtigste Leistungsschau aktueller Kunstströmungen. Doch die Finanzierung wird eine immer größere Herausforderung.

Es ist nicht mehr lang hin bis zur Eröffnung der 58. Biennale di Venezia. Sie gilt gemeinhin als größtes Kulturevent der Welt, das für Künstler zum Sprungbrett werden kann, weil es Türen zu weiteren wichtigen Ausstellungen oder Galerien öffnet. Bei etablierten Künstlern wirkt sie sich meist positiv auf die internationale Nachfrage und damit die Preisentwicklung aus. Denn das Wörtchen Biennale ist quasi gleichzusetzen mit einem Gütesiegel der Kunst – geprüft und für gut befunden.

Doch wer zahlt eigentlich für das ganze Spektakel? In Österreich stellt das Kulturministerium diesmal 450.000 Euro zur Verfügung, immerhin um 50.000 Euro mehr als bei den vorangegangenen Biennalen. Doch das reicht nicht. Die diesjährige Kommissärin, Felicitas Thun-Hohenstein, machte schon klar, dass sie noch mindestens 260.000 Euro aus privaten Mitteln benötigt, um das Projekt umzusetzen. Auch ihre Vorgängerin Christa Steinle musste mithilfe der Künstler und ihres Teams 350.000 Euro bei staatlichen Stellen, Firmen und privaten Sponsoren auftreiben. Sie kritisierte, dass man mit den damals noch 400.000 Euro im Wettbewerb der nationalen Pavillons in den Giardini nicht konkurrenzfähig sei. Die budgetäre Verantwortung liegt übrigens beim Kommissär.

Kommerzialisierung. Das Budget, das der Biennale von Venedig heuer zur Verfügung steht, liegt laut Recherche der Kunstinformationsplattform Artnet bei 13 Millionen Euro. Präsident Paolo Baratta beklagte sich, dass sich allein die Transportkosten über die Lagune heuer verdoppelt hätten. Man sei gezwungen, auf die Finanzierung durch Marktteilnehmer, also unter anderem Galerien und Sponsoren, zurückzugreifen.

Besondere Schwierigkeiten dabei, Geld aufzustellen, haben Künstler, die von keiner Galerie repräsentiert werden. Immer öfter müssen sie sich Vorfinanzierungen von Sammlern und Stiftungen besorgen, die nachher die Arbeiten erwerben.

Die Krux an der zunehmenden Kommerzialisierung von Biennalen – Venedig ist da nur eine von vielen – ist, dass Galerien, Sponsoren und Sammler immer größeren Einfluss darauf haben, welcher Künstler gezeigt wird. Gerade, was Galerien betrifft, können sich hier wiederum vor allem die Großen leisten, ein spektakuläres Werk zu finanzieren. Damit kommen Künstler zum Zug, die ohnehin schon gut vermarktet werden. Und auch die Kuratoren kämpfen mit dem Umstand, dass sie manchen Künstler, den sie eigentlich gern hätten, aus budgetären Gründen nicht zeigen können.

kunstwerte@diepresse.com

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2019)

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